TEXTUAL TRANSMISSION AND TRANSLATION
22. Neutestamentliche Zitate in Zen0 von Verona
HERMANN J . F R E D E
EI NE Analyse der Bibelzitate Zenos st%t auf nicht geringe Schwierigkei ten. Den GroBteil seiner Zitate entnimmt der Bischof von Verona wie eine Anzahl anderer Schriftsteller des 4.
Jahrhunderts den Werken Cyprians,I besonders dessen reicher Materialsammlung Ad Q&-inum, such an zahlreichen Stellen, an denen die neue Ausgabe seiner Traktate von B. Lofstedt das nicht ausdriicklich vermerkt. 2 In anderen Fallen erschweren die Ktirze der biblischen Anspielungen oder ihre Ubereinstim- mung mit der Sprache aller tibrigen lateinischen Zeugen eine nahere Charakterisierung oder machen sie unmoglich. Geeignet fur eine Untersuchung im gegebenen Rahmen erscheinen daher nur verhaltnismal3ig wenige Stellen und vornehmlich solche, zu denen das verftigbare Vergleichsmaterial in den schon erschienenen Teilen der Vetus Latina-Ausgabe aufbereitet ist.
Die starke Abhangigkeit von Cyprian und seinem Bibeltext3 fiihrte dazu, daB man Zeno als selbstandigen Zeugen entweder ganz vernachlassigte oder ihn vorschnell unter die Vertreter des ‘afrikanischen’ Textes einreihte. Berticksichtigt wird Zeno von P. Corssen4 ebenso wenig wie von H. von Soden. Auch seine Genesis-Zitate, die nicht unbedeutend sind, haben weder 1 Stark beni_itzt sind such Tertullian, Laktanz, Hilarius und in zwei Traktaten Victorin von Pettau; bei dem Traktat 1.3 handelt es sich urn eine Parallele zum 4.
der Gregor von Elvira zugeschriebenen Traktate, das Abhangigkeitsverhaltnis ist noch ungeklart.
2 CChL 22 (1971). So finden sich, urn nur ein Beispiel zu nennen, die von Liifstedt 168 als Matt 23: 37-38 und 24: 2 vorgestellten Texte in korrekter Identi- fizierung als Lukas 13: 34-35 und Mark 13: 2 wortgleich in CY te I .6 und I. I 5, wonach Zeno ohne Zweifel zitiert.
3 Schon P. Sabatier, Bibliorum Sacrorum Lutinae Versiow antiquue seu Vetus Italica I (Reims: Reginaldus Florentain, 1743), XLV, sagt von den Schriftzitaten Zenos:
pars maxima cum exscriptis e Cypriano et Lactantio ita con&nit, ut pene unus kiemque omnibus co&x fuisse videatur.
4 P. Corssen, Der cyprianische ‘Text der Acta Apostolorum (Berlin: Hayn, 1892).
s H. von Soden, Das lateinische .Neue Testament in Afrika cur <eit Cyprians (TU 33 ; Leipzig: Hinrichs, 1 gag),
298 HERMANN J . F R E D E
A. V. Biller+ noch B. Fischer7 untersucht, doch ist auf die zahl- reichen Lesarten etwa in Genesis 38 hinzuweisen, in denen Zeno mit Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, dem Lyoner Heptateuch und dem ratselhaften Gregor von Elvira tiberein- stimmt, der seinerseits von Rufin und Gaudentius abhangig ist.8 A. Bigelmairg und P. Monceaux’o unterstreichen die Nahe zu Cyprian, aber besonders Bigelmair verharmlost die Differen- zen. W. Thiele’~ nimmt Zeno in I Petrus mit dem Zitat 2 : I I als Zeugen fur die Textform K in Anspruch ; doch ist es wohl ebenso wie I Joh 2 : 15-17 und andere Zitate den Testimonien
3 : I I entnommen und hat demnach in diesem Zusammenhang
keinerlei Beweiskraft. Aber such wenn es sich urn ein selb- standiges Zitat Zenos handelte, liel3en sich die Seitenzeugen nicht tibersehen : dieselben Lesarten kehren teilweise bei Hieronymus und vielleicht Gaudentius und Augustinus, groBenteils bei Ps- Pelagius casp. 3, unter dem sich ein britischer Pelagianer in Sizilien verbirgt, und vollstandig bei Chromatius wieder.12
In den biblischen Btichern, zu denen genauere Untersuchungen vorliegen, zeigt sich, da13 Zeno gegentiber Cyprian oft eigene Wege geht und seine Lesarten ihre Entsprechung etwa in italieni- schen oder gar oberitalienischen Texten finden. Fur die Psalmen lehnt P. Capelle13 eine Beziehung zum afrikanischen Text strikt ab, desgleichen H. Schneider14 fur die biblischen Cantica.
Zeno steht vielmehr dem Psalter von Verona sehr nahe, den diese Autoren noch fur afrikanischen Ursprungs hielten.15
6 A. V. Billen, The Old Latin Texts ofthe Heptuteuch (London: Cambridge Univer- sity, 1927).
7 B. Fischer, Genesis (Vetus Latina 2; Freiburg: Herder, 1951-54).
8 Vgl. oben Anm. I.
9 A. Bigelmair, <en0 uon Verona (Mtinster, 1904).
*O P. Monceaux, Histoire Zittiraire o?e l’Aj?rique chrktienne (Paris: Leroux, 1go5), 3.366.
* 1 W. Thiele, Die lateinischm Texte des I. Petrusbriefes (Vetus Latina: Aus der Geschichte der lateinischen Bibel 5; Freiburg: Herder, rg65), 80-81, I I I.
12 Vgl. Epistulae Catholicae (Vetus Latina 26/1; Freiburg: Herder, rg56-6g),
I IO-I I und zu Chromatius den Nachtrag 457. Das CHRO-Zitat wurde erst durch die Edition von J. Lemarie, RBkn 73 ( Ig63), 208, bekannt und in Thieles Untersuchung, auf die sich Liifstedt 7* Anmerkung 4 beruft, nicht berucksichtigt.
13 P. Capelle, Le Texte du psautier latin en Afrique (Collectanea Biblica Latina 4;
Rome: Pustet, rgr3), 61-62.
14 H. Schneider, Die altlateinischen biblischen Cantica (Texte und Arbeiten 29-30;
Beuron, I g38), 28-30.
15 Der Text des Psalters ist bekanntlich urn die Mitte des 4. Jahrhunderts in Norditalien entstanden, vgl. A. Vaccari, Scritti di erudizione e difdologia I (Rome:
Neutestamentliche <itate in zeno van Verona 299 Noch deutlicher tritt die Eigenart von Zenos Bibeltext in den Paulusbriefen in Erscheinung, gewin such deshalb, weil das reichhaltige Material mehr Differenzierungsmoglichkeiten gestat- tet. Bei I Tim I : 3-5 handelt es sich urn eines der seltenen Iangeren Zitate unseres Autors, das den Vorzug besitzt, nicht letztlich aus Cyprian zu stammen. In der Liste von Zenos Lesarten beschranke ich mich auf die Angabe der wichtigeren Textzeugen.16
I Tim I : 3-5
v. 3 7Tap~Kcix wa = hortatus sum ZE; HIL] rogavi ceteri
Zva rapayy&hys = ut denuntiares ZE ; 75 77 78 8g 6 I 86 V ; AU ; PS-AU spe; THr ; cjI ut denunties AMst ; c$ RUF Rm] ut praeciperes HIL; CJ RUF ap H
~7j &poMaoKaXElv = ne perversa doctrina uterentur ZE; 611 ne aliter docerent 78 86 V ; HIL ; AU ; CJ? ne al. doceant 75 77 89; AMst ; RUF ; PS-AU spe
v. 4 ,!.0$2 ~~O~~XEW = neque adtenderent ZE ; HIL ; CJ n. adtendant RUF] n. intenderent 78 6 I 86 V ; AU ; CT n. intendant 75 77 8g ; AMst ; CJ AM ; PS-AU spe
&mpdVTo~~ = quae sine fine sunt ZE; 77 ; GR-I 1/3] infinitis 75 8g rB ; AMst ; c$ GR-I 2/3 ; RUF ; PS-AU spe ; cJ interminatis 78 61 86 V; HIL; AU Rm
C$rLVES E)K(~T+xLS 7TCtp&-(OtKW ,U%OV = quae magis quaestiones
praestant ZE ; 611 N quae quaestiones magis praestant HIL;
I R ; A M ; R U F ; cj N quae quaestiones praestant magis ceteri: = @
oltcovopiav = veram rationem ZE; cf. dispensationem THr]
aedificationem ceteri: = O~KO~O& D*
T+ & duns = quae est in fide ZE ; 77l 78 61 86 V; HIL; IR;
AMst ; AM fi 4; AU Rm; PS-AU spe; THr] - quae in fide est 75 8g ; AM fi 2 ; cf. in fide 77”
v. 5 76 ThOS = definitio ZE] finis ceteri
75s rrapayy&as = iussionis ZE] praecepti C&?d , = ex ZE ; AMstCOm ; RUF Lv 13 ; THr] de ceteri
ihTOKpiTOtI = simplici ZE] non ficta 75 77 78 8g 61 86 V ; PS-CY sng ; AM ; RUF ; AU ; PS-AU spe
; cf.
non simulata AMst; cf.
sine hypocrisi IR
Edizioni di storia e letteratura, rg52), 207-55; 11 (Rome, rg58), 229-43; G. On- garo, ‘Salter0 veronese e revisione agostiniana’, Bib 35 (Ig54), 443-74.
16 Samtliche Belege sind zuganglich in Vetus Latina 25, 5. Lieferung (Freiburg:
Herder, 1 g78), 390-95.
3oo HERMANN Am auffalligsten sind ohne doctrina uti, vera ratio, dejkitio,
J. FREDE
Zweifel Lesarten wie fierversa iussio, simpZex, in denen z u m Ausdruck kommt, da13 ihr Schijpfer beim Vergleich der her- gebrachten Ubersetzung mit dem Urtext nicht zufrieden war.
Das gilt in erster Linie fur den als besonders kral3 erscheinenden Fall von aedijkatio als Wiedergabe von oh~ovoplu, die such in den Marginalien des Lateiners G als Fehlleistung herausgestellt wird;” hier ist jedoch zu beachten, daf3 alle iibrigen Lateiner mit Ausnahme der Theodor-Ubersetzung auf der im Griechi- schen auRerst schmal bezeugten Lesart 01~08op~ beruhen. I : 5 wird durch die Begriffe dejnitio und iussio entschieden, da13 TTCZ~U~~&U nicht allgemein als Predigt und damit letztlich als das uberragende praeceptum und die verpflichtende Zex verstanden werden ~011, sondern daB damit die spezielle Weisung von I : 3 gemeint ist, so sehr such die andere Deutung den Gedanken des Paulus (vgl. Gal 5 : 6) nahekommt und praktisch von allen Vatern in diesem Sinne aufgefaat wird. Einmalig ist die Wahl von simplex fur &JU&C~LTOS und seine Verbindung mit fides.18 Vers 3 belehrt die Wendungperversa doctrina uti, die wohl bewuRt den Gegensatz zur sana doctrina (I : I I) herausstellen will, tiber den Spielraum, den sich der Ubersetzer dem Griechischen gegeniiber vorbehalt, ebenso wie die Umstellung quae magis quaestiones praestant oder die Ubersetzung von ckpdv~o~s durch einen Relativsatz.
Gerade mit diesen Lesarten steht Zeno nicht allein; beson- ders bemerkenswert ist die zweimalige Begleitung durch die Handschrift 61, im anderen Fall durch 77, dessen Interlinear- Ubersetzung im allgemeinen auf wijrtliche Entsprechung mi t dem Griechischen, such was die Zahl der Wijrter angeht,Wert legt und an dieser Stelle versehentlich die Formen ihrer weiteren Quellen, einer Bilingue ahnlich dem Claromontanus sowie der Vulgata, nicht ausgeschrieben hat. Fur andere Lesarten von 17 Siehe die Liste der Marginalien in Paris, Bibliotheque Nationale lat. I 1553 (Sangermanensis), bei Frede, I’etus Latina 25, I. Lieferung (x975), 38-39. OtKovo&a erscheint I Kor g: 17; Eph I: I O; 3: 2, 9; Kol I: 25 und wird mit dispositio, dis- pens&o oder distributio tibersetzt; ein anderer Wortsinn liegt Luk 16: 2 vor, der lateinisch mit vilicutio oder actus wiedergegeben wird.
I* Diese Fassung des Bibeltextes bei Zeno hat 0. Hiltbrunner, Latina Graeca:
Semasiologische Studien iiber lateinische Wiirter im Hinblick ayf ihr Verhiiltnis zu griechischen Vorbildern (Bern, 1958) S.V. sim/Jexjides, nicht beriicksichtigt. Zur Wiedergabe von
&wnd~p~~os in der lateinischen Bibel vgl. W. Thiele (Anm. I I), 80-81, 88, I I I ;
die Handschrift 8g belegt jetzt such fur 2 Tim I : 5 non simulutus.
Neutestamentliche <itate in <en0 von Verona 301 Zeno treten Hilarius und (ober-)italienische Texte des 4.
oder friihen 5. Jahrhunderts ein, wahrend sich eine dritte Gruppe mit fur die lateinische Bibelsprache ungewijhnlichen Wendungen nicht durchsetzen konnte.
Einen ahnlichen Befund vermitteln andere Pauluszitate Zenos, soweit sie nicht aus Cyprian stammen. Als weiteres Beispiel ftihre ich Eph 6 : 16 an, wo ebenfalls die vollstandige Bezeugung aller Lesarten vorliegt und Cyprian einen anderen Text belegt.19 Eph6: 16
&aAa~dvr~s dv Bvpeo’v = accept0 scuto ZE ; 6 I ; MAR; cJ: accipi- entes scutum 86; AM] adsumentes scutum 75 77 89; CY; LUC ;
AMst ; RUF; PS-AU spe; THr ; cjl sumentes scutum 78 V
&J Q = per quod ZE] in quo ceteri
Guwja&e = poteritis ZE; AMst] possitis ceteri
7& /3Uv = sagittas ZE ; MAR ; AM ; HI ; PRU ; AU] iacula 75 77 ; TE; CY; LUC; HIL; AM; GAU; CJ GR-I; HI; RUF; AU;
PS-AU spe; THr; CJ tela 78 8g 61 86 V; TE; CY; NO; AMst;
AM; HI; RUF
706 ~ovvpov^ = illius mali ZE] maligni 86 ; AMst ; HI ; RUF ; AU ; PEL (B)
; cf.
nequissimi 75 77 78 ; cf. 8g 61 V; CY; LUC ; MAR ; GAU ; AU ; PS-AU spe ; c$ diaboli TE ; CY; LUC ; HIL ; RUF& mnvpopba = quae sunt igne plenae ZE] ignita(s) 77 86; TE;
CY; HIL; AMst ; AM ; 6 GR-I ; HI ; AU ; THr ; cJ ignea(s) 78 86 61 V; TE ; MAR ; AU ; $ candentia 75, c$ 774 ; LUC ; GAU; PS-AU spe
Wiederum ist, besonders offenkundig fur die beiden letzten Zeno-Lesarten, der Vergleich mit dem Griechischen ursachlich, begegnen Wendungen, die singular blieben, und finden sich in den anderen Fallen Bhnliche italienische Texte als begleitende Bezeugung ein. Bei der ersten Lesart stimmt Zeno sowohl in der Wortwahl wie such in der Satzkonstruktion mit dem Altlateiner 61 und mit Marius Victorinus iiberein. Niemand wird in dem Bischof von Verona den Gestalter dieses Textes vermuten wollen,20 dessen Lesarten teilweise schon vor ihm oder von 19 Vgl. Vetus Latinu 24/1 (Freiburg: Herder, rg62-64), 308-14. In der folgenden Liste sind bei gegensatzlichen Lesarten desselben Schriftstellers nicht dessen einzelne Schriften vermerkt.
20 Gegen die Annahme, Zeno habe sich mit griechischen Quellen befa8t, spricht sich A. Bigelmair (Anm. g), 77, aus; dagegen zahlt E. Diehl, ‘Zur Text- geschichte des lateinischen Paulus’, <NW 20 (192 I), gg, Zeno wie Victorin von Pettau und Maximinus zu ‘den Autoren, die nachweislich aus eigenem die griechische Bibe 1 tibertragen’, ohne jedoch diesen Nachweis zu liefern.
302 HERMANN J . F R E D E
Zeitgenossen in anderen Gegenden belegt werden. Hervorste- chend an dem von Zeno benutzten norditalienischen Text ist das deutlich erkennbare Bemiihen urn pragnante Formulierungen, die zugleich dem Urtext miiglichst gerecht werden. Damit steht er in einer Linie etwa mit dem Text, den Ambrosiaster benutzt, mit den Glossen in der Vulgata-Handschrift G oder such mit dem anonymen Kommentar der Handschrift von Budapest.2’
Dal3 es sich nicht urn Beispiele handelt, die lediglich unter dem Gesichtspunkt des Zweckes ausgewahlt sind, zeigt such Eph 5 : 5, wo sich das Verhaltnis des Zeno-Textes zu den Seiten- referenten ahnlich darstellt :22
EPh 5: 5
&WE ~LV&.KOVTES D2 Kljlur = scire debetis ZE; cf. scitote 86; cf. TE ; MAR ; AMst ; AM ; HI] scitote intellegentes 75 77 78 8g 61 V;
CY; NIC; AU; CJ scitote cognoscentes AU ; THr : = Qi5
dn = quoniam ZE ; AU ; THr] quia CY; HI ; NIC
; cf.
quod 75 7778 8g 61 86 V; TE; MAR; AMst; AM; AU
&pvos = fornicarius ZE ; THr] fornicator 75 77 78 8g 61 V; TE ; CY; AMst; HI; NIC; AU; c$ inpudicus 86; MAR; AM;
PEL (B) ; t$ Zect. du.2. fornicator aut inpudicus 61 C x A OHAM
&CC&Z~TO~ = inpudicus ZE; vide supra] inmundus ceteri
7kOVkKT7)S = fraudator ZE; CY] avarus ceteri
(E) I&XOXUT& G = d 1i o orum servitus ZE; 75 77 78 8g 61 V; AM;
AU; CJ idol(ol)a 86; CY; MAR; AMst ; AM
O&C &EL = non habent ZE ; ~‘0 ; KA Sp] non habet ceteri
hoi? KU1 XpLuTOv^ G = dei et christi ZE; 77 R* ?; AMst; AM; HI;
cf.
dei TE] N christi et dei ceteri: = Q3Selbst wenn Zeno seine Zitate Cyprian entnimmt, hat er sie nicht selten durch charakteristische Abweichungen vergndert ; dafiir nur das Beispiel I Kor 15 : 42-43 :
b @lop+ = in corruptione CY] in interitum ZE; PS-AU spe
2~ &+_~paiq = sine corruptela CY] in perpetuitatem ZE ; PS-AU spe
&I &T&e = in ignominia CY] in humilitatem ZE
Wahrend die letze Lesart sonst unbezeugt bleibt, tritt fur die beiden anderen als einziger Mitzeuge das pseudo-augustinische Speculum auf. Diese Zitatensammlung stammt weder aus Afrika 21 Vgl. meine Veroffentlichung Ein neuer Pauhtext tind Kommentar: I, Unter- suchungen (Vetus Latina: Aus der Geschichte der lateinischen Bibel 7; Freiburg:
Herder, rg73), 211-12, 256.
z2 Vgl. Vetus Latina 24/1 (Anm. IS), 212-15.
Neutestamentliche <itate in zeno uon Verona 303 noch aus Spanien, sondern aus Italien und wird zuerst zitiert von Papst Anastasius II ; 23 eigentiimliche Beriihrungen in einer etwas vergnderten Fassung mit Chromatius hat R. Etaix24 nachgewiesen. Bemerkenswert ist die U bersetzung per-etuitas, die in dem Zusatz I Pet 5 : 14 such handschriftlich belegt ist ;25 dieser Zusatz stammt aus Eph 6: 24, wo Marius Victorinus
&8upolu im gleichen Sinne mit aeternitas iibertr;igt.
Auch in den Evangelien weist Zeno Lesarten auf, die von (ober-)italienischen Texten geteilt werden :
Matt 5: 16
$Lh T& KC& zpp = opera vestra bona ZE ; 3 (a) ; I 5 (aur) ; 4 (b);6(c); ro(f);y(gl); 12 (h); 13 (q);PS-CYsng;HIL;AMst;
CHRO; RUF; MAXn] N bona opera vestra I (k) ; CY; AU ; HI ; cf. - vestra bona opera V; AN Bob
SO&QW~ = magnificent ZE; I$ 3 (a) ; 4 (b) ; 7 (51) ; 12 (h) ; 13 (4) ;
PS-CY sng; HIL; AMst ; CHRO; RUF; MAXn] clarificent
I (k) ; CY ; IR;
cf.
glorificent V; HI ; RUF ; AN Bob ; AU Matt rg: 21oou & &rc&ov~u = omnia tua ZE ; 2 (e) ; 4 (6) ; 6 (c) ; I 3 (Q) ; CY lap, op; AM; GAU ; HI ; RUF ; MAX] bona tua 3 (a) ; 8 ($s) ; 12 (h); 16 (n); CY te; AM;
cf.
omnia bona tuacf.
HIL;AM; CJ quae habes V; c$ omnia quae habes IR; AM ; FIL ; CHRO ; HI ; FAU-M ; AU
In den folgenden Fallen l%iBt sich Cyprian nicht vergleichen : Matt 5 : 32
mymc~& Adyov nopwlus = excepta causa adulterii ZE ; 12 (h) ;
AU ; PS-AU spe; cf. excepta ratione adulterii 5 (d) ; cJ praeter causam (crimen LAC) adulterii TE; LAC] excepta fornicationis causa V; AMst q
; cf.
praeter causam fornicationis I (k) ;cf.
excepta causa fornicationis 3 (a) ; 4 (b) ; 6 (c) ; AMst I Cor;
AM; CHRO; HI; AU Matt 13: 12
U;T@ = illi ZE ; I (k) ; 2 (e) ; g ($1) ; FAU-R; EUS-G] ei V; TE;
HIL; RUF; MAX; AU; EUS-G
KUP = etiam ZE; 12 (h); TE; RUF; MAX; FAU-R; EUS-G] et V; I (k) ; 2 (e); HIL; AU
23 Vgl. Vetus Latina 24/2, 13; zu beachten sind die Untersuchungen zum Text des Speculum bei Frede (Anm. 2 I), 69-76, rag-16.
24 R. Etaix, RBhz 70 (rg6o), 496-97.
2s Die Handschriften 55 64 begleitet hier FU; vgl. AU in I Pet 3: 4, und zum Ganzen Thiele (Anm. I I), IOO, 105-6.
304
Matt 13 : 25
HERMANN J. FREDE
b T+ KC&&W TO& cb+dmot)s = dormientibus hominibus ZE;
2 (e); 12 (h); A U ] cum dormirent homines V; CHRO ; cf. cum dormiunt homines I (k)
&& $aov 700 &ou = in t&cum ZE; 3 (a) ; 4 (b) ; 7 (gl) ; 8 ($*) ;
12 (h) ; NIC ; PEL] in medio tritici V; 2 (e) ; CHRO; cf. inter frumentum I (k)
Von Matt 13 : 12 abgesehen, wo Zenos Text mit illi eine afrikanische Lesart bewahrt hat, begleiten .ihn mit dem wohl in Verona gegen Ende des 5. Jahrhunderts entstandenen Purpurevangeliar 4 (b), dem etwa gleichzeitigen Claromontanus
I 2 (fz), dessen Ursprungsort noch ungeklart ist, Texte, die zur Kerntiberlieferung des fortschrittlichen italienischen Textes urn 350-380 zu rechnen sind, der mit Ambrosius und Ambrosiaster verwandt ist und bei der Herstellung der Vulgata als Grundlage diente.26 Es tiberrascht nicht, daB Zenos Lesarten beim Vergleich mit den Texten der altlateinischen Handschriften einen ahn- lichen Platz finden wie schon im Kreis der patristischen Zitate.
Im Rahmen seiner eigenen, mcht Cyprian oder anderen ent- lehnten Bibelanfiihrungen ist Zeno, wenn such in bescheidenem Umfang, ein wichtiger Zeuge fur den Entwicklungsstand des Textes seiner Zeit in Oberitalien (Verona).27 Er gehiirt trotz seiner wohl afrikanischen Herkunfi? zu den Vertretern einer von Italien ausstrahlenden Praevulgata, die die Vetus Latina- Ausgabe als Texttyp I bezeichnet.29 Vereinzelte afrikanischeso Lesarten in dem von ihm zitierten Text sind nicht anders zu beurteilen als bei diesen.
26 Vgl. die Darstellung der Evangelientiberlieferung bei B. Fischer, ‘Das Neue Testament in lateinischer Sprache’, Die alten Ubersetzungen &s fiuen Testaments, die Kirchenviiter~itate und Lektionare (ed. K. Aland; Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 5; Berlin: de Gruyter, 1g72), 30-39.
27 Zu den Veroneser Bibelhandschriften siehe B. Fischer, Bibeltext und Bibel- reform unter Karl dem GrojIen (Karl der Grol3e II ; Dusseldorf, I g65), 2 14.
28 Fur diese Herkunft spricht lediglich die Passio S. Arcadii, deren Verfasser Zeno wohl ist, vgl. B. Lofstedt, CChL 22, 6*-7*; F. E. Vokes, ‘Zeno of Verona, Apuleius and Africa’, Studia Patristica 8/2 (TU 93; Berlin: Akademie, rg66), 130-34, will nicht einmal dieses Argument gelten lassen.
29 In meiner Paulus-Ausgabe sind die Zeno-Lesarten als diesem Typ zugehiirig behandelt.
30 Zu Herkunft und heutigem Gebrauchssinn des Begriffs ‘afrikanischer Text’
vgl. B. Fischer (Anm. 26), g-12; H. J. Frede, VetusLatina 25, 2. Lieferung(rg76),
‘46-47.