• Tidak ada hasil yang ditemukan

Tabula rasa kalatidha wali rasa (2)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2018

Membagikan "Tabula rasa kalatidha wali rasa (2)"

Copied!
4
0
0

Teks penuh

(1)

Tabula rasa

ZWEIFELHAFT

Mehrere Gemälde von Gustav

Klimt sollen 1945 bei einem Schlossbrand

zerstört worden sein. Doch in der Geschichte,

die die Kunstforschung kritiklos übernommen

hat, gibt es zahllose Ungereimtheiten

136

J O U R NA L

(2)

A

chter Mai 1945. Der Krieg ist vorbei. Vorbei ist es auch mit dem Hauptwerk Gustav Klimts. So scheint es jedenfalls. Ein abge-legenes Schloss in Niederöster-reich brannte lichterloh. Und mit ihm angeblich die darin ge-lagerten großen Fakultätsbilder Jurisprudenz, Philosophie und Medizin, an deren Ablehnung durch die Universität sich 1900 der größte Streit der Wiener Kulturszene entzündet hatte. Zurück blieb eine Ruine, die heute längst abgetragen ist – und die keine Spur von Klimts Bildern hinterließ. »Verbrannt auf Schloss Immendorf« steht in allen großen Klimt-Werk- verzeichnissen; insgesamt 16 seiner Gemälde seien hier ver-nichtet worden, wird bis in die jüngste Literatur wiederholt. Wirklich nachrecherchiert scheint das niemand zu haben. Bis auf eine amerikanische Kunsthistorikerin, der dieser Fall keine Ruhe ließ.

Und es ist tatsächlich mehr ein ofener Fall als ein Faktum. Zumindest drei der angeblich verbrannten Gemälde sind nie auf Schloss Immendorf gewe-sen, konnte Tina-Marie Storko-vich in jahrelanger Arbeit auf-decken. Und auch an die Ver-nichtung der übrigen Bilder glaubt sie nicht. Sie konnte Un-gereimtheiten und Lücken in der Dokumentation entdecken. Und tatsächlich gibt es keinen

einzigen Augenzeugenbericht aus erster Hand, der bestätigt, dass die Bilder hier verbrannt sind. Dafür gibt es viele, sehr viele Geschichten darüber, wie es gewesen sein soll, bis hin zu Orgien, die in den letzten Kriegstagen hier von Nazi-Sol-daten unter den Klimt-Bildern ge feiert worden sein sollen. Um das Schloss dann in die Lut zu sprengen, eine Falle für die einmarschierende Rote Armee. So der Mythos.

Hunderten Zeichnungen. 1939 wurde die mehrere Hundert Kunstgegenstände umfassen-de Sammlung von umfassen-den Nazis geraubt und auf vier Depots aufgeteilt. Die Klimt-Gemälde aber verblieben, konnte Storko-vich recherchieren, in Lederers Wohnung in der Wiener Barten- steingasse 8. 1943 fand in der SeceSSion eine große, von Fritz Novotny kuratierte

Klimt-Re-Die Recherche

ist eine Odyssee,

die über

unkooperative

Archive und

unwillige Klimt-

Forscher führt

Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit, ein Detail aus Gustav Klimts Fakultätsbild »Medizin« (/), das Anfang  auf Schloss Immendorf verbrannt sein soll

Die US-amerikanische Kunst-historikerin Tina-Marie Storko-vich stellt alles infrage, was über den Brand behauptet wird

PORTRÄT: MARIJA-M. KANIŽAJ

Serena und August Lederer (hier in den dreißiger Jahren) besaßen die bedeutendste Klimt-Sammlung ihrer Zeit. Nach dem »Anschluss« Österreichs  wurde die Sammlung zwangsenteignet

Storkovich ist jetzt angetre-ten, diesen Mythos zu demys-tiizieren, wie sie sagt. Und sie tut es radikal, sie macht Tabula rasa – nichts ist mehr ix für sie. Diese grundlegende, bisher von niemandem vorgenomme-ne Recherche sei eivorgenomme-ne »Odys-see«, so Storkovich, die über unkooperative Museums-archive und unwillige Klimt-Experten führte. Eine große Hilfe dagegen bot das Archiv des österreichischen Bundes-denkmalamts. Wo übrigens zuvor noch keiner der promi-nenten Klimt-Forscher Unter-lagen zur Sammlung Lederer angefordert hatte.

Dabei besaßen August und Serena Lederer die bedeutends-te Klimt-Sammlung ihrer Zeit, mit bis zu 20 Gemälden und

(3)

trospektive statt, Klimt galt als von den Nazis geschätzt. Gezeigt wurden natürlich auch Werke der Sammlung Lederer. Wegen der Sorge vor Bombardierung wurden die Bilder aus dieser Ausstellung frühzeitig abge-hängt und aus Wien »geborgen«. Die damals sogenannte »Zen-tralstelle für Denkmalschutz« hatte dafür Räume in strate-gisch unbedeutend liegenden Schlössern in Niederösterreich angemietet. Die »Bergungs-listen« geben Aufschluss, was wohin transportiert wurde. Zehn Klimt-Gemälde, darunter die Fakultätsbilder Jurisprudenz und Philosophie, deren Ölskiz-zen und die Medizin, wurden demnach nach Schloss Immen-dorf gebracht. Die Gemälde

Jurisprudenz und Philosophie waren zu diesem Zeitpunkt allerdings eigentlich nicht mehr Teil der Sammlung Lede-rer, denn der Wiener Gauleiter Baldur von Schirach hatte sie, wie Storkovich einem Brief-wechsel entnehmen konnte, bereits herausgekaut.

Völlig unklar ist, warum Klimts Landschatsgemälde Malcesine am Gardasee und Gastein sowie das ungewöhn-liche Bild Zug der Toten als in Immendorf verbrannt gelten. Sie stehen weder auf der Ber-gungsliste der Sammlung Lederer, noch wurden sie seit den zwanziger Jahren auf diversen Bestandslisten der Sammler geführt. Wo also waren beziehungsweise sind diese Bilder? Storkovich ging auf die Suche nach den Mate-rialsammlungen, den Archiven der mittlerweile historischen Klimt-Spezialisten Johannes

dingers Konkurrent, der Klimt-Experte Tobias Natter, schien kein Interesse daran zu haben, sich mit der Forscherin auszu-tauschen, wie diese verwundert feststellen musste. Das Thema scheint in der Wiener Szene abgehakt zu sein – verbrannte Bilder, kein Marktinteresse. Ist das hier die Devise?

D

abei sind so viele Fragen ofen! Man weiß nicht einmal, wer genau den Brand in diesem abgelegenen niederösterreichischen Schloss legte. Und vor allem, warum? Am letzten Kriegstag, als alle in diesem Gebiet eigentlich nur die Flucht im Sinn hatten, um den anrückenden Russen zu entkommen. Es gibt nur einen zeitnahen Augen zeugenbericht, aufgezeichnet vom damaligen Pfarrer Clemens Hobauer. Am Mittag des 8. Mai 1945, schrieb er, lohen noch die letzten ver-Dobai und Fritz Novotny, aber

auch der 2010 gestorbenen Klimt-Graik-Koriphäe in der AlbertinA, Alice Strobl – und staunte.

Dobais Notizen, verwahrt in einer metallenen Kassette in seiner Wohnung in Zürich, wie sich dessen Tochter erin-nert, sind verschollen. Strobls Korrespondenz beindet sich nicht, wie anzunehmen, in ihrer Arbeitsstelle, der AlbertinA, die sich als Klimt-Kompetenzzentrum rühmt, sondern im Privatbesitz von Strobls ehemaligem Mitar- beiter Alfred Weidinger, heute Vizedirektor des belvedere und ebenfalls Klimt-Biograf. Einen Einblick in Strobls For-schungsunterlagen verwehrte er Storkovich schlicht mit einem Wort: »Nein.« Auch

Wei- Schwarzweiß-Repro-duktionen der drei angeblich verbrannten Fakultätsbilder »Jurisprudenz« (/), »Medizin« (/) und »Philoso-phie« (/, von links), die um  in Wien mehrere Eklats provozierten. Klimt hatte sie für die Decke des Großen Festsaals der Universität Wien angefertigt,  aber zurückgekauft Der Ort, um den sich die Legenden ranken: Niemand weiß, was  wirklich auf dem niederösterreichi-schen Schloss Immen-dorf passierte

138

(4)

nerhalb der zwei Stunden vor der ersten Detonation nicht die Sprengsätze entdeckt,

auf deren Suche sie sich doch immer sofort nach Einnahme eines Gebäudes begab, wie Manfried Rauchensteiner er-klärt, ehemaliger Direktor des HeereSgeScHicHtlicHen MuSeuMS in Wien. Die ganze Geschichte passe nicht ins große Ganze der letzten Kriegstage, sagt der Militärexperte. Was passierte wirklich damals in den letzten Kriegstagen in diesem niederösterreichischen Schloss? Wo könnten vielleicht gerettete Klimt-Bilder heute sein? Diese Fragen hätten schon längst auch der österreichischen Klimt-Expertenschar schlalose Nächte bereiten sollen. Nicht nur einer akribischen US-amerikanischen Kunsthistorikerin. //

A L M U T H S P I E G L E R

Das Thema

scheint in der

Wiener Szene

abgehakt zu sein.

Dabei sind so

viele Fragen ofen

ter nach. Storkovich kennt die freundlich geteilten Erzählun-gen der Familie, die darum bemüht ist, keine Gerüchte zu nähren, die ihrer Meinung nach völlig haltlos sind.

Für Storkovich wesent- lich ist Freudenthals Aussage, wo genau die Bilder gelagert waren: nämlich nicht etwa in einem der Türme, wie in der Literatur behauptet. Sondern in der tiefer gelegenen Bel- etage, die erst viel später vom Brand erreicht wurde, der laut einem Polizeibericht in einem der Türme durch eine Deto-nation begann. Dieser detail-lierte Polizeibericht, der eine SS-Einheit der Panzerdivision »Feldherrnhalle II« als Brand-leger nennt, wurde allerdings erst ein Jahr nach dem Ereignis einzelten Soldaten. Um 14.30

Uhr rückte die Rote Armee ein – und zwei Stunden später begann das Schloss zu brennen. Das Feuer war von den Deut-schen gelegt worden, schreibt der Pfarrer, es dauerte drei Tage lang – und »es wurde viel gestohlen und geplündert«.

Erst über zwei Wochen nach dem Brand kehrt Baron Freu-denthal zurück, der Schloss- besitzer, der mit seiner Familie das Schloss verlassen hatte. Niemand von ihnen war also anwesend in der wesentlichen Zeit. Noch heute wohnt seine Familie in dem Ort, der Sohn Johannes war damals elf Jahre alt, er kann sich noch an die gol-denen Äpfel eines Klimt-Bilds erinnern, das zuoberst an der Wand des sogenannten Som-mersalons gelehnt hatte. Zwei, drei Wochen vor Kriegsende aber schickte der Vater seine Kinder fort, er folgte ihnen

spä-angefertigt. Es gibt nur noch eine zweite zeitnahe Quelle, die Storkovich im Denkmal-amt inden konnte: den Brief einer anderen Schlossbesit-zerin, Gräin Margarethe de Maistre aus Ebenfurth, die sich nach Kriegsende mit konkreten Bedenken an das Bundesdenk-malamt wandte, da auch Kunst- werke ihres Besitzes in Immen- dorf gelagert gewesen sein sollen. Sie habe gehört, schreibt sie, dass einige Klimt-Bilder in Häusern der Dorb ewohner gesehen worden seien. Das Denkmalamt bat um Nachfor-schungen, der Bürgermeister forderte darauhin die Bevölke-rung auf, Dinge, die möglicher-weise aus der Brandkatastrophe gerettet worden wären, zurück- zugeben – vergeblich.

Was aber war nun die Mo-tivation der SS, gerade dieses Schloss in die Lut zu jagen? Warum hat die Rote Armee

in-Auch Klimts Gemälde »Malcesine am Garda-see« ( x  cm, ) soll in Schloss Immen- dorf vernichtet worden sein. Dabei gibt es keinen Beleg, dass es dort gelagert wurde

Referensi

Dokumen terkait

Tujuan dari penelitian ini adalah untuk mengetahui pengaruh nilai tukar rupiah dan inflasi terhadap jumlah zakat di Lembaga Amil Zakat Dompet Dhuafa periode

The effect recruitment and selection on placement of employees and their implications on the performance of employees can be answered with a structural equation model 3, as shown

Sebuah Tesis yang diajukan untuk memenuhi salah satu syarat memperoleh gelar Magister Pendidikan (M.Pd.) pada Prodi IPA. © Rudiyanto

Tujuan penelitian ini adalah untuk menganalisis sumber daya manusia sektor transportasi, telekomunikasi dan pariwisata dalam perspektif global.Penelitian ini merupakan studi

Module Test Case Hasil yang Diharapkan Hasil Menambahkan Data Pasien dengan Nama Tidak Diinputkan Muncul Notifikasi untuk Mengisi Kolom Nama dan Data Belum Tersimpan di

Hal ini sesuai dengan literatur Yulipriyanto (2010) yang menyatakan bahwa keuntungan dari adanya bahan organik pada tanah adalah mengurangi kerapatan massa pada tanah

KELOMPOK KERJA II (Pokja II) Unit Layana Pengadaan Barang/Jasa Kabupaten Flores Timur.. ULP : LPSE Kabupaten Flores Timur Jalan Ahmad

ANALISIS TATA KELOLA TEKNOLOGI INFORMASI BAGIAN PEMASARAN DENGAN MENERAPKAN SERVICE ORIENTED ARCHITECTURE PADA USAHA MIKRO, KECIL,.. DAN MENENGAH