Officielles Protokoll
-der-
Sechszehnten Tagsatzung
-des-
Nordamerikanischen Turnerbundes
abgehalten in
Denver, Colo., am 24, 25. und 26. Juli 1894.
Milwaukee, Wis.
Druck der FREIDENKER PUBLISHING CO.
1894
Officielles Protokoll
-der-
Sechszehnten Tagsatzung
-des-
Nordamerikanischen Turnerbundes
abgehalten in Denver, Colo.,
-am-
24., 25. und 26. Juli 1894.
Milwaukee, Wis.
Druck der FREIDENKER PUBLISHING CO.
1894.
Sechszehnte Tagsatzung
-des-
Nordamerikanischen Turnerbundes,
abgehalten in Denver, Colo.,
-am-
24., 25. und 26. Juli 1894.
Erster Tag.
Denver, Colo., Dienstag, den 24. Juli 1894.
Vormittagssitzung.
Eröffnung durch den ersten Sprecher des Bundesvororts.
Die sechszehnte Bundestagsatzung wurde 9 Uhr Vormittags durch den ersten Sprecher des Bundesvorortes, Turner Heinrich Braun, mit der folgenden Ansprache eröffnet:
“Delegaten der 16. Bundestagsatzung!
Das Unglück, welches über dieses Land hereinbrach, verursacht durch den Kampf zwischen Kapital und Arbeit, die Arbeiterausstände und Verkehrsstockungen, tragen die Schuld daran, daβ unsere Tagsatzung nicht zu der früher bestimmten Zeit abgehalten werden konnte.
Die von Delegaten in Briefen und Depeschen wie vom “Denver Turnverein” befürwortete Verschiebung der Tagsatzung, sowie die Ungewiβheit, ob es den Delegaten aller Bezirke möglich
sein würde, jene zu besuchen, veranlaβte den Vorort den zuerst von ihm festgesetzten Tag zu ändern und nachdem die Verkehrsstockung beigelegt, die Eröffnung der Tagsatzung auf heute festzusetzen.
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In den Bundestatuten ist für einen derartigen Fall keine Bestimmung getroffen, da Paragraph 8 hierauf keine Anwendung finden kann, der Vorort muβte nach eigenem Ermessen handeln und hofft die Billigung der Tagsatzung für seine Handlungsweise zu erhalten.
Es ist das erste Mal seit dem Bestehen unseres Bundes, daβ seine Vertreter sich zu ernster Berathung im fernen Westen versammeln.
Die gastfreie Stadt, in deren Mauern wir tagen, bestand zur Zeit der Gründung unseres Bundes aus primitiv errichteten Wohnungen der ersten Ansiedler. Mächtig hat sie sich entwickelt, zählt heute zu den schönsten Städten dieses Landes und Prachtbauten stehen an der Stelle der einstigen Hütten.
Wie überall in diesem Lande, so hat auch hier das Deutschthum sein ehrlich Theil zur Entwicklung der Stadt und des Staates beigetragen. Wo immer aber deutscher Fleiβ und deutsche Thatkraft zu finden sind, da findet man auch die Vorbedingungen turnerischen Lebens.
Und hier hat die Turnerei festen Fuβ gefaβt. Daβ unter der deutschen Bevölkerung dieser Stadt ein frischer, fröhlicher Geist herrscht, das offenbart sich beim Betreten dieser prächtigen Halle.
Hier sollen von Ihnen in ernstem Erwägen die Vorkommnisse der letzten zwei Jahre geprüft, und aus deren Nutzanwendung Gesetze für das Wohl des Bundes erlassen werden.
Mit berechtigtem Stolze konnte bisher fast auf jeder Tagsatzung auf das Wachstum und die Stärke des Bundes hingewiesen werden. Langsam, doch sicher wuchs die Mitgliedschaft,
unwiderstehlich brach sich der turnerische Geist Bahn. Einmüthigkeit und kräftiges Zusammenwirken kennzeichnete die Thätigkeit des Bundes.
Leider ist es mir nicht vergönnt, den heute tagenden Vertretern wiederum ein Wachsthum der Mitgliederzahl und der Stärke unseres Bundes berichten zu können. Die Mitgliederzahl ist kleiner geworden und die Stärke des Bundes durch innere Spaltungen gefährdet.
Daβ zu dem Rückgang der Mitgliederzahl die herrschenden “schlechten Zeiten”
beigetragen haben, unterliegt keinem Zweifel, ob in ihnen die einzige Ursache zu erblicken ist, wird schwer zu entscheiden sein.
Von weit gröβerer Bedeutung als den Rückgang unserer numerischen Stärke, erachte ich die innere Lage des Bundes. Seit der Reorganisation desselben im Jahre 1865 sind wohl noch keinem Vororte so viel Appellationen und Klagen weitgehender Bedeutung zugegangen, als dem Vororte der letzten zwei Jahre.
Dies läβt daraus schlieβen, daβ die bisher so allgemein vorherrschende Einmüthigkeit, das freundschaftliche Entgegenkommen, kurzum die guten turnerischen Eigenschaften, die bisher stets gerühmt werden konnten, nicht mehr so vorherrschend sind, wie es das Wohl unseres Bundes erheischt.
Die Streitfragen waren meist persönlicher Natur und berührten nicht die principielle Stellung des Bundes, wurden indessen mit Leidenschaft und Erbitterung zum Austrage gebracht und dem Vororte wiederholt für seine Entscheidung von der verlierenden Partei der Vorwurf der Parteilichkeit oder Unfähigkeit gemacht.
Es will mir erscheinen, als ob durch genauer definirte Gesetze viel zu klarerem Verständniβ und zu friedlichem Zusammenwirken beigetragen werden könnte. Unsere Bundesgesetze lassen mannigfach zweierlei Deutung
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zu. Wenn da zwei Heiβsporne die entgegengesetzte Meinung bis auf’s Messer bekäpfen, ihre Parteien für sie eintreten und von keiner Seite ein Entgegenkommen gezeigt wird, so kann wegen geringfügiger Ursache eine gefährliche Spaltung erzeugt werden.
Die vorerwähnten “schlechten Zeiten” sind zum Theil ein natürliches Ergebniβ der Schandwirthschaft unserer nationalen Gesetzgebung, die, anstatt die Wohlfahrt des Volkes zum Gegenstand der Berathungen zu machen, durch Parteihader und Corruption die Zeit vertrödelt und die Wohlfahrt des Volkes untergräbt, wie sie das Vertrauen in ehrliche, fähige Geschäftsführung schon lange untergraben hat.
Männer, die angesichts des allgemeinen Nothstandes monatelang die Beschluβfassung über die wichtigsten Lebensfragen der Nation hinschleppen, unterstützt durch einen corrupten Parlamentarismus, zum Besten reicher Corporationen und zu ihrem eigenen Vortheil, nennen sich Vertreter des Volkes. Wie traurig nehmen sie sich bei einem Vergleiche gegen die “Väter”
der Republik aus, die vor hundert Jahren bei ihren Berathungen nur das Wohl der Nation im Auge hatten.
Mit der fortschreitenden Cultur scheint die politische Corruption gleichen Schritt gehalten zu haben. Solch’ krankhafte Auswüchse am Staatskörper, wie die in diesem Jahre inscenirten sogenannten Arbeiterdemonstrationen der Commonwealers, Coxey’s, Kelly’s &c., können nur im Glauben an die Unfähigkeit der Regierung und Corruption der Gesetzgebung sich bilden.
Wohl nie zuvor hat sich die Berechtigung unserer Principforderung einer Reform auf politischem Gebiete so klar erwiesen, als in dieser Zeit.
Wenn nun auch die Stellung des Bundes in Bezug auf Mitgliederzahl und Einmüthigkeit besser sein sollte, so haben wir anderseits doch auch Erfolge aufzuweisen, die unsere Herzen mit Freude füllen müssen. In erster Linie ist hier die Thatsache zu erwähnen, daβ unsere Forderungen für die Jugenderziehung immer mehr anerkannt werden, und zwar hauptsächlich in Kreisen, die sich früher absolut ablehnend verhielten. Zum gröβten Theile ist die erwünschte
Erkenntniβ der regen Propaganda durch Wort und Schrift in anglo=amerikanischen Kreisen zuzuschreiben, wie auch der würdigen Veranschaulichung unserer Turnweise auf der Weltausstellung in Chicago. Auch des Turnbezirks “Pacific” muβ rühmend gedacht werden, der während der Mittwinter=Ausstellung in San Francisco unser Turnen zur Geltung brachte. Die errungenen Vortheile in ausgiebiger Weise zu benützen, muβ jetzt unser Bestreben sein. Vor allen Dingen ist es nothwendig, daβ der Bund über genügend seminaristisch gebildete Turnlehrer verfüge, die in Bezug auf allgemeinen Bildungsgrad Berufspädagogen womöglich ebenbürtig zur Seite stehen. Die Lösung dieses Problems wird zu den wichtigsten Geschäften dieser Tagsatzung gehören. Von Seiten des Seminardirectoriums, wie auch des Seminarausschusses des Bundesvororts wird die Einrichtung zweijähriger Seminarcurse befürwortet. Die Gründe dafür sind schwerwiegend. Eine gründlichere Ausbildung der meisten Seminaristen in sprachichen und wissenschaftlichen Fächern ist dringend geboten, um sie zu befähigen, den heute an unsere Turnlehrer gestellten pädagogischen Ansprüchen zu genügen.
Ob aber durch einen zweijährigen Cursus die jetzt schon kleine Anzahl der Seminaristen nicht noch mehr verringert wird, und ob dem Bunde dadurch
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nicht noch höhere Ausgaben erwachsen, da die Mehrzahl unserer Seminaristen schon bei einem einjährigen Cursus auf die Vorschüsse des Bundes angewiesen sind, ist eine Frage, die gründlicher Berathung unterzogen werden muβ. Die Kosten der Ausbildung unserer Lehrer stellt sich jetzt schon sehr hoch, um so mehr als eine groβe Anzahl dem erwählten Berufe wieder untreu werden. Doch steht zu hoffen, daβ von nun an die Abiturienten des Nationalen deutsch=amerikanischen Lehrerseminars uns einen Ersatz schaffen.
Eine andere Angelegenheit von Wichtigkeit, die Abhaltung unserer künftigen Turnfeste, muβ zur Verhandlung kommen. Der groβartige turnerische Erfolg, welcher auf dem Turnfeste in Milwaukee errungen wurde, beweist uns, daβ das Vereinsturnen für unsere Feste das Richtige ist. Der Anblick der Massen mit ihrer freiwilligen Disciplin, der frische, fröhliche Wettkampf von
nahezu 3000 Turnern gab uns einen Beweis unserer Leistungsfähigkeit. Durch die massenhafte Betheiligung aber steigern sich auch die Ausgaben für die Feststadt, und wenn unter den jetzigen Festbestimmungen ein Turnfest in der deutschesten Stadt unseres Landes von einem finanziellen Miβerfolg begleitet war, um wie viel schwieriger muβ es für eine andere Stadt sein, ein Fest ohne finanzielle Schädigung abzuhalten.
Der Tagsatzung liegen einige Appellationen und Proteste zur Entscheidung vor. Ohne den Verhandlungen vorgreifen oder dieselben beeinflussen zu wollen, muβ ich doch erwähnen, daβ es beiden Parteien in den einzelnen Streitfragen am guten Willen und Entgegenkommen fehlte, um sie zu schlichten. Die Fälle, die dem Vororte zur Beurtheilung unterbreitet wurden, entschied derselbe im Einklang mit den Gesetzen des Bundes. Ob die Seitens der verlierenden Parteien gegen den Vorort erhobenen Anklagen der Parteilichkeit begründet sind, wird Ihnen aus den Verhandlungen ersichtlich sein.
Der Vorort gibt sich der Hoffnung hin, daβ es der Tagsatzung gelingen möge, alle Hindernisse einmüthigen Zusammenwirkens aus dem Wege zu räumen, auf daβ die Stärke des Bundes und seine Leistungsfähigkeit wieder stetig zunehme.
Mit dem Wunsche, daβ diese Hoffnung sich erfüllen möge und daβ Ihre Verhandlungen im hehren Geist der Freiheit und Brüderlichkeit zum Besten des Bundes geführt werden, erkläre ich hiermit die 16. Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes für eröffnet”.
Temporäre Organisation.
Als temporärer Vorsitzer wurden Turner Christian Schäfer, Denver, von Turner Tönsfeldt, und Turner Emil Lieβ, San Francisco, von Turner Meinhardt vorgeschlagen.
Auf Antrag wurde nach Bezirken abgestimmt. Turner Schäfer erhielt 214 und Turner Lieβ 142 Stimmen, und wurde der erstere als erwählt erklärt und übernahm er den Vorsitz.
Turner Heinrich Huhn vom Turnbezirk “Pacific” schlug Franz F. Metschan vom Turnbezirk
“Kansas” zum temporären Schriftwart vor.
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Turner Metschan wurde durch Acclamation zum temporären Schriftwart ernannt.
Ausschuβ zur Prüfung der Mandate.
Auf Antrag von Heinrich Huhn, Turnbezirk “Pacific”, ernannte der Sprecher einen Ausschuβ von Sieben zur Prüfung der Mandate, bestehend aus Heinrich Huhn, Turnbezirk
“Pacific”; John Tönsfeldt, Turnbezirk “St. Louis”; Hermann Dähnert, Turnbezirk “Philadelphia”;
Alwin Kindervater, Turnbezirk “Chicago”; Carl Eberhardt, Turnbezirk “New England”; Jacob Heintz, , Turnbezirk “New York”, und W. C. Pollner, Turnbezirk “Lake Erie”.
Auf Antrag lieβ man eine Pause von einer halben Stunde eintreten, um dem Ausschuβ die nöthige Zeit zur Prüfung der Mandate zu geben.
Nach Ablauf dieser Pause berichtete der Ausschuβ, wie folgt:
Delegaten zur 16. Bundestagsatzung.
Nummer. Bezirke. Anzahl
der Stimmen.
Namen. Anzahl der
Delegaten.
1. New York 20 Jacob Heintz, Heinrich Metzner. 2
2. Indiana 22 Otto Wendelburg, F. Vonnegut, E. Wilkom, Max Stern, Theo. Oehne, G. A. Schmidt, Fritz Götz, Ed. Fiedler, L.
Mattern, Wm. Kücken, O. Schmidt, Alb. Metzger, John N. Lederer
13
3. St. Louis 42 Hugo Münch, J. Tönsfeldt, E. G. Winter, Jac. Walter, Selmar Pabst, J. E. Cremer, Geo. Wittich, Alex.
Heidemann, August Wieden
9
4. New England 23 Carl Eberhard 1
5. Wisconsin 30 C. Herm. Boppe, O. F. Huhn, E. Viehweg, F. B.
Huchting, John Heyl, L. A. Senglaub, C. J. Köhler, John Ulrich, Gust. Burghardt, Hans Ballin
10
6. Chicago 37 Max Rathberger, C. Rosenow, Alwin Kindervater, Jul. 7
Vahlteich, E. Lühr, H. Ohlhorst, W. Waterstraat
7. Südöstlicher 2 F. Widmann 1
8. Philadelphia 30 Louis Holler, Herm. Dähnert 2
9. New Jersey 16 Paul W. Roder 1
10. Central New
York
3 Fritz Seeger 1
11. Pittsburg 39 S. A. Laubheim, C. Young, W. Wartmann 3
12. Missouri Valley 6 J. H. Roth, Alf. Meier, Jul. Kuhn, J. C. Heuler, Oscar Mojean
5
8
Nummer. Bezirke. Anzahl
der Stimmen.
Namen. Anzahl der
Delegaten.
13. Minnesota 7 Chas. L. Roos, H. J. Hadlich 2
14. Oberer
Mississippi
12 C. W. Katz, H. Vollmer, Jul. Mötzel, L. Harbach, F.
Harbach, E. Geisler
6 15. Rocky Mountain 7 Christ. Schäfer, L. P. Bischoff, Ric. Kohlsaat, Alvin
Schmidt, Ad. Wieger, Ferd. Rinne, Ignatz Hoffmann 7
16. New Orleans 1 Nicht vertreten.
17. Central=Illinois 11 R. J. Wetzlau, C. F. Grantz, H. Metz, Aug. Miedke, Con. Mann
5
18. Pacific 14 Emil Lieβ, Alb. Currlin, Heinrich Huhn 3
19. Nordwestlicher 1 Gust. Kümmel 1
20. Connecticut 9 Heinrich Plöhn 1
21. Süd=Atlantischer 1 Nicht vertreten.
22. Lake Erie 10 Carl Zapp, E. Oertel, W. C. Pollner 3
23. Long Island 5 Franz Seubert, Gust. Schweppendick 2
24. West New York 9 John Meinhard 1
25. Ohio 14 R. Georgi, Bernh. Fröhlich, A. Knoch, Joseph Dauben, H. W. Heyne, E. A. Poos, W. A. Ocker
7
26. Oberer Missouri 1 C. F. Lange 1
27. Central=Michigan 2 Nicht vertreten.
28. Florida 1 Theo. Ahrens 1
29. Südlicher Central 6 A. E. Speidel 1
30. Nord=Pacific 3 Louis Kittlaus 1
31. Süd-California 4 Carl Entenmann 1
32. Kansas 13 Carl Hein, F. F. Metschan, J. Willmann, S. Forter, Theo. Kestner
5
33. Montana 1 Entschuldigt.
34. Nebraska 4 Phil. Andres, J. P. Sattler, E. Hoffmeister, J. Nürnberg 4
Als Delegat für die beiden Lehrerseminare ernannte der Bundesvorort Seminardirector Emil Dapprich; demselben wird Sitz und Berathungsrecht in allen Seminarangelegenheiten ertheilt.
Die Bundesbehörde ist vertreten durch Heinrich Braun, ersten Sprecher; Max Hempel, prot. Schriftwart; J. R. Bollinger, corr. Schriftwart; Alb. Häseler, Schatzmeister; Wm. Drechsler, F.
W. Fröhlich, Bernh. Thalmann, Mazzini Kruer, Christ. Schäfer und Heinrich Troll, Beisitzer.
Vertreten sind 30 Bezirke mit 401 Stimmen durch 108 Delegaten.
Nicht vertreten sind die Bezirke “New Orleans”, “Süd-Atlantischer”, “Central=Michigan”
und “Montana” mit 5 Stimmen.
Das folgende Telegramm wurde verlesen:
Telegramm vom Bezirksvorort “Chicago”.
Chicago, 24. Juli 1894.
Denver Turnverein,-16. Bundestagsatzung, Denver.
Der “Chicago Bezirksvorort”, in Sitzung, wünscht der Bundestagsatzung zu ihren Arbeiten
“Gut Heil!” Die Freiheit auf allen Gebieten des Lebens sei ihre Loosung!
Ed. D. Deuβ, Schriftwart.
9
Ausschuβ für permanente Organisation.
Auf Antrag von Delegat Winter vom Turnbezirk “St. Louis”ernannte der Sprecher einen Ausschuβ von Sieben, um permanente Beamte vorzuschlagen. Folgende Delegaten wurden ernannt: John E. Cremer, Turnbezirk “St. Louis”; Otto Schmidt, Turnbezirk “Indiana”; F. B.
Huchting, Turnbezirk “Wisconsin”; Julius Vahlteich, , Turnbezirk “Chicago”; Heinrich Metzner, Turnbezirk “New York”; Carl Zapp, Turnbezirk “Lake Erie”; W. Wartmann, Turnbezirk “Pittsburg”.
Der Ausschuβ schlug vor als 1. Vorsitzer: H. Vollmer vom “Oberen Mississippi Turnbezirk”, und W. C. Pollner vom Turnbezirk “Long Island”.
Abstimmung für 1. Sprecher
Die Abstimmung ergab 213 Stimmen für Pollner und 184 Stimmen für Vollmer.
Abstimmung für ersten Sprecher.
Name des Bezirks. Stimmen. Pollner. Vollmer.
New York 20 - 20
Indiana 22 - 22
St. Louis 42 9 33
New England 23 23 -
Wisconsin 30 21 9
Chicago 37 37 -
Südöstlicher 2 - 2
Philadelphia 30 30 -
New Jersey 16 8 8
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 39 -
Missouri Valley 6 - 6
Minnesota 7 - 7
Oberer Mississippi 12 - 12
Rocky Mountain 7 - 7
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 - 11
Pacific 14 14 -
Nordwestlicher 1 1 -
Connecticut 9 - 9
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 10 -
Long Island 5 5 -
West=New York 9 9 -
Ohio 14 - 14
Oberer Missouri 1 - 1
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 - -
Südlicher Central 6 - 6
Nord=Pacific 3 - 3
Süd=California 4 4 -
Kansas 13 - 13
Montana 1 - -
Nebraska 4 3 1
____ ____ ____
Zusammen 406 213 184
Pollner wurde als erwählt erklärt und übernahm den Vorsitz.
10
Als zweiten Vorsitzer schlug der Ausschuβ Ph. Andres vom Turnbezirk “Nebraska” und Paul Roder vom Turnbezirk “New Jersey” vor.
Abstimmung für 2. Sprecher.
Die Abstimmung ergab 237 Stimmen für Roder und 139 Stimmen für Andres. Roder wurde als erwählt erklärt.
Abstimmung für zweiten Sprecher.
Name des Bezirks. Stimmen. Andres. Roder.
New York 20 - 20
Indiana 22 22 -
St. Louis 42 - 42
New England 23 - 23
Wisconsin 30 12 18
Chicago 37 16 21
Südöstlicher 2 2 -
Philadelphia 30 - 30
New Jersey 16 - -
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 13 26
Missouri Valley 6 - 6
Minnesota 7 7 -
Oberer Mississippi 12 6 6
Rocky Mountain 7 7 -
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 8 3
Pacific 14 - 14
Nordwestlicher 1 - -
Connecticut 9 - 9
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 - 10
Long Island 5 3 2
West=New York 9 9 -
Ohio 14 14 -
Oberer Missouri 1 1 -
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 - -
Südlicher Central 6 6 -
Nord=Pacific 3 - 3
Süd=California 4 - 4
Kansas 13 13 -
Montana 1 - -
Nebraska 4 - - ____ ____ ____
Zusammen 406 139 238
Wahl der Schriftführer.
Als erster Schriftführer wurde H. J. Hadlich vom Turnbezirk “Minnesota” vorgeschlagen, als zweiter Schriftführer Franz F. Metschan vom Turnbezirk “Kansas”.
Auf Antrag von C. Hermann Boppe wurden Beide durch Acclamation als erwählt erklärt.
Ausschuβ für Ernennung der stehenden Ausschüsse.
Auf Antrag von John Tönsfeldt vom Turnbezirk “St. Louis” wurde ein Ausschuβ von Sieben ernannt, um die Mitglieder der verschiedenen stehenden Ausschüsse vorzuschlagen. Der Sprecher ernannte John Tönsfeldt vom
11
Turnbezirk “St. Louis”, W. Wartmann vom Turnbezirk “Pittsburg”, G. Schweppendick vom Turnbezirk “Long Island”, Jacob Heintz vom Turnbezirk “New York”, Carl Eberhard vom Turnbezirk “New England”, W. Waterstraat vom Turnbezirk “Chicago” und John Meinhard vom Turnbezirk “West New York”.
Auf Antrag wurde eine Pause gemacht bis ½ 3 Uhr Nachmittags.
Nachmittagssitzung.
Die Sitzung wurde von Sprecher Pollner um 3 Uhr eröffnet. Der Ausschuβ zur Ernennung der stehenden Ausschüsse empfahl, die Ausschüsse, wie folgt, zusammenzusetzen:
Stehende Ausschüsse.
1. Ausschuβ für Platform und Statuten:
Hugo Münch, Turnbezirk “St. Louis”.
Emil Lieβ, “ “Pacific”.
Jacob Heintz, “ “New York”.
C. Hermann Boppe, “ “Wisconsin”.
Robt. C. Georgi, “ “Ohio”.
Wm. Wartmann, “ “Pittsburg”.
Heinr. Vollmer, “ “Lake Erie”.
Jul. Vahlteich, “ “Chicago”.
Louis Holler, “ “Philadelphia”.
G. Schweppendick, “ “Long Island”.
Carl Eberhard, “ “New England”.
Alb. Currlin, “ “Pacific”.
2. Ausschuβ für Bundesangelegenheiten:
Heinrich Huhn, Turnbezirk “Pacific”.
Max Stern, “ “Indiana”.
H. Metzner, “ “New York”.
J. E. Cremer, “ “St. Louis”.
Bern. Fröhlich, “ “Ohio”.
Carl Young, “ “Pittsburg”.
C. T. Grantz, “ “Central-Illinois”.
John P. Sattler, “ “Nebraska”.
Max Rathberger, “ “Chicago”.
Oscar F. Huhn, “ “Wisconsin”.
H. Dähnert, “ “Philadelphia”.
Alfred Meier, “ “Missouri Valley”.
3. Ausschuβ für praktisches Turnen:
Alwin Kindervater, Turnbezirk “Chicago”.
Otto Schmidt, “ “Indiana”.
G. Wittich, “ “St. Louis”.
12
Rob. Wetzlau, Turnbezirk “Central=Illinois”.
Ernst Viehweg, “ “Wisconsin”.
Hans Ballin, “ “Wisconsin”.
Otto Wendelburg, “ “Indiana”.
Louis Kittlaus, “ “Nord=Pacific”.
Ernst Oertel, “ “Lake Erie”.
4. Ausschuβ für geistige Bestrebungen:
F. Vonnegut, Turnbezirk “Indiana”.
S. Pabst, “ “St. Louis”.
W. A. Ocker, “ “Ohio”.
Carl Rosenow, “ “Chicago”.
John Ulrich, “ “Wisconsin”.
C. W. Katz, “ “Oberer Mississippi”.
F. Harbach, “ “Oberer Mississippi”.
Theo. Ahrens, “ “Florida”.
Jul. Mötzel, “ “Oberer Mississippi”.
5. Ausschuβ für das Turnlehrerseminar:
John Tönsfeld, Turnbezirk “St. Louis”.
Arthur Knoch, “ “Ohio”.
E. A. Poos, “ “Ohio”.
Carl Zapp, “ “Lake Erie”.
Alb. Metzger, “ “Indiana”.
John Nürnberger, “ “Nebraska”.
Dr. E. Lühr, “ “Chicago”.
F. B. Huchting, “ “Wisconsin”.
Franz Seubert, “ “Long Island”.
J. C. Heuler, “ “Missouri Valley”.
Emil Dapprich, Milwaukee.
6. Ausschuβ für das Bundesorgan und “Mind and Body”:
W. T. Waterstraat, Turnbezirk “Chicago”.
Alex. Heidemann, “ “St. Louis”.
Herm. Heyne, “ “Ohio”.
S. A. Laubheim, “ “Pittsburg”.
Sam. Forter, “ “Kansas”.
Ernst Wilkom, “ “Indiana”.
7. Ausschuβ für Klagesachen:
John Meinhard, Turnbezirk “West=New York”.
E. G. Winter, “ “St. Louis”.
Jos. Dauben, “ “Ohio”.
J. C. Köhler, “ “Wisconsin”.
Paul W. Roder, “ “New Jersey”.
Chas. L. Roos, “ “Minnesota”.
Phil. Andres, “ “Nebraska”.
13
8. Ausschuβ für Prüfung der Bücher und Bericht der Weltausstellungsbehörde:
Jacob Walter, Turnbezirk “St. Louis”.
L. C. Senglaub, “ “Wisconsin”.
Wm. Kücken, “ “Indiana”.
Alb. Metzger, “ “Indiana”.
A. E. Speidel, Südlicher Central=Turnbezirk.
Die Erwählung eines Vorsitzers, Schriftwarts u. s. w soll Sache der Ausschüsse selbst sein.
Auf Antrag von C. Hermann Boppe wurde Alwin Kindervater dem Ausschuβ für Prüfung der Bücher und des Berichtes der Weltausstellungsbehörde beigefügt, und ferner auf Anregung von E. Dapprich Max Hempel, der Vorsitzende des Vorortsausschusses für Seminarangelegenheiten, dem Ausschuβ für Turnlehrerseminar.
Ausschuβ für Rubricirung.
Delegat Max Stern stellte den Antrag, daβ ein Comite von Dreien zur Rubricirung von Vorschlägen und Instructionen vom Sprecher ernannt werde, und wurden als Mitglieder dieses Ausschusses ernannt: J. H. Roth vom Turnbezirk “Missouri Valley”, Herm. Dähnert vom Turnbezirk “Philadelphia”, und A. Kindervater vom Turnbezirk “Chicago”.
Zuschrift von F. B. Huchting.
Forlgende Zuschrift von Turner F. B. Huchting, Schatzmeister des Turnlehrerseminars, wurde verlesen und beschlossen, dieselbe einem vom Sprecher zu ernennenden Specialausschuβ zur Begutachtung zu überweisen.
An die 16. Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes.
Turner! Aus dem Jahresbericht des Bundesvororts werdet Ihr ersehen haben, daβ ich als Schatzmeister des Turnlehrerseminars beim Fallissement der “South Side Savings Bank” in derselben $1028.05 von den Geldern des Bundes deponirt hatte.
Ich glaube, als Turner und Geschäftsmann meine Pflicht gethan zu haben. Nach Ausweis des Assignee betrug meine Bilanz $2013.38. Es ist ein Unglück, wo Tausende mit uns leiden, und ich glaube nicht, daβ ich persönlich haftbar gehalten werden sollte.-
Ich ersuche daher die Tagsatzung, den Bundesvorort zu instruiren, mir für den unverschuldeten Verlust Credit zu geben.
Milwaukee, den 21. Juli 1894.
F. B. Huchting.
Zur Orientirung der Delegaten verlas noch C. Hermann Boppe die Stelle aus dem Bericht des Directoriums
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des Turnlehrerseminars, in welcher dieses Gesuch der Tagsatzung zur Berücksichtigung empfohlen wird.
Antrag von John Ulrich.
Turner Ulrich vom Turnbezirk “Wisconsin” reichte ohne weitere Begründung den folgenden Beschluβantrag ein:
“In Anbetracht, daβ Grover Cleveland, Präsident der Vereinigten Staaten, sich verschiedentlich weigerte, bestehende Gesetze der Vereinigten Staaten zur Ausführung zu bringen; und
In Anbetracht, daβ er durch die ungerechtfertigte Entsendung von Bundesmilitär nach Chicago und anderen Orten des Landes die Verfassung der Vereinigten Staaten in vorsätzlicher, grober Weise verletzte; und
In Anbetracht, daβ Richard K. Olney, Bundesanwalt, das zwischenstaatliche Handelsgesetz in einseitiger Weise nur zu Gunsten der Trusts und Monopole und gegen die berechtigten Forderungen der organisirten Arbeiter des Landes zur Anwendung bringt, deshalb
Sei es beschlossen, daβ die 16. Bundestagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes vom Congreβ die unverzügliche Anwendung des ‘Impeachment’=Verfahrens gegen diese zwei Beamten der Vereinigten Staaten verlangt.
Die Beamten der Tagsatzung werden hiermit beauftragt, diesen Beschluβ unverzüglich in Ausführung zu bringen”.
Es wurde der Antrag gestellt, diese Resolution auf den Tisch zu legen, und es geschah so ohne Widerspruch.
Die folgende Zuschrift der “Turner Gegenseitigen Unterstützungsgesellschaft des Nordwestens” wurde verlesen und entgegengenommen:
Zuschrift der Turner Gegenseitigen Unterstützungs=Gesellschaft des Nordwestens.
Turner Gegenseitige Unterstützungs – Gesellschaft des Nordwestens.
An die 16. Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes.
Gut Heil! In der am 14. d. M. abgehaltenen Jahresversammlung obiger Gesellschaft wurde uns der Auftrag ertheilt, einen Bericht an die zu Denver, Colo., stattfindende Bundestagsatzung zu erstatten.
Um jedoch die Zeit der versammelten Delegaten nicht allzusehr in Anspruch zu nehmen, beschränken wir uns auf die Angabe der wichtigsten Punkte, und legen unseren 10.
Jahresbericht gedruckt vor, in welchem über alle Einzelheiten berichtet ist. Die Mitgliederzahl war am 1. Juli d. J. 630, eine Zunahme gegen das Vorjahr von 33.
Während dem soeben verflossenen Jahre wurde die Summe von $4150.53 an die Hinterbliebenen von den 7 verstorbenen Mitgliedern ausbezahlt. Im August d. J. wird es 11 Jahre, seit die Gesellschaft gegründet wurde.
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In diesem Zeitraume hatten wir 59 Sterbefälle.
Für die ersten 57 Sterbefälle wurden $26,284.60 ausbezahlt. In den anderen beiden Sterbefällen ist die Unterstützungssumme noch nicht fällig.
Wir bezahlen jetzt bei jedem Sterbefalle über $600 aus, und mit jeder neuen Aufnahme steigt der Beitrag.
Vor drei Jahren beschloβ die Gesellschaft, einen Reserve=Fond zu gründen. Für diesen Zweck wurden bis jetzt drei Auflagen erhoben und der Fond betrug am 1. Juli d. J. $1836.70.
Dieser Fond wird zinstragend auf erste Hypothek angelegt.
Die Mitgliederzahl steigt von Jahr zu Jahr, und es sind gröβtentheils jüngere Turner, die der Gesellschaft beitreten.
Im Uebrigen verweisen wir auf den gedruckten Bericht welcher über den Stand der Gesellschaft, sowie über die Thätigkeit des Directoriums genau berichtet.
Wir hoffen, daβ sämmtliche Delegaten dieses Unternehmen einer genauen Prüfung unterwerfen, und wenn dieselben bei Ihrer Heimkehr über die Thätigkeit der Tagsatzung berichten, so mögen sie auch unsere Gesellschaft erwähnen.
Der gute Zweck, den wir verfolgen, muβ mit der Zeit allgemeine Anerkennung finden, und in wenigen Jahren wird die “Turner Gegenseitige Unterstützungs=Gesellschaft” ein wichtiger Factor im Turnerbunde sein.
Für das Directorium zeichnen mit turnerischem Gruβe Otto Laverenz, Vice-Präsident.
Wm. R. Knell, Secretär.
Boppe wies noch darauf hin, daβ vom Vorstand dieser Versicherungsgesellschaft gedruckte Berichte an die Tagsatzung gesandt worden seien und die Delegaten gebeten werden, davon Einsicht zu nehmen.
Zuschrift vom Mayor von Louisville, Ky.
Folgendes Schreiben des Mayors von Louisville, Ky., wurde vorgelesen und beifällig aufgenommen:
An Stelle des abwesenden Delegaten Hugo Danzelmann wurde Ignatz Hoffmann als Repräsentant des Turnbezirks “Rocky Mountain” anerkannt.
Es wurde beschlossen, das Protokoll jeder Sitzung sofort fertig zu stellen und dem Druck zu übergeben, um es in der folgenden Sitzung zu vertheilen. Die Delegation des Turnbezirks
“Rocky Mountain” wurde mit der Ausführung dieses Beschlusses betraut.
Zuschrift vom früheren Directorium des Turnlehrerseminars in Indianapolis.
Eine Zuschrift vom früheren Directorium des Turnlehrerseminars in Indianapolis wegen einer Ehrenschuld eines früheren Zöglings des Seminars wurde an den Ausschuβ für’s
Turnlehrerseminar überwiesen.
Folgendes Telegramm wurde verlesen:
Telegramm von Chicagoer Turnlehrern.
Green Bay, Wis., den 24. Juli 1894.
An die 16. Bundestagsatzung,-Turnhalle, Denver, Col.
Dreifach “Gut Heil!” der Tagsatzung von den zum Turnfest in Green Bay weilenden Chicago’er Turnlehrern
Cobelli, Gröner, Hibbeler, Kopp, Greubel, Sputh, Weinbrod, Zapp, Rasmussen.
Auf Antrag von Tönsfeldt vertagte sich die Tagsatzung bis zum nächsten Tag (Mittwoch) Vormittags 9 Uhr.
Henry J. Hadlich,
erster Schriftwart.
Franz F. Metschan,
zweiter Schriftwart.
17 Zweiter Tag.
Denver, Colo., Mittwoch, den 25. Juli 1894.
Vormittagsstizung.
Die Tagsatzung wurde um 9 Uhr 15 Min. Vormittags durch den ersten Sprecher, Pollner, zur Ordnung gerufen.
Das Protokoll der gestrigen Sitzungen wurde verlesen und angenommen.
Ausschuβ zur Untersuchung der Huchting’schen Angelegenheit.
Der Sprecher ernannte einen Ausschuβ von Dreien zur Untersuchung der Huchting’schen Angelegenheit, den Verlust des Schatzmeisters des Turnlehrerseminars durch den Bankerott der
“South Side Savings Bank”, Milwaukee, Wis., betreffend. Das Comite besteht aus den Delegaten Rathberger, Turnbezirk “Chicago”, Meinhard, Turnbezirk “West New York”, und Metzner, Turnbezirk “New York”.
Bericht des Ausschusses für praktisches Turnen.
Der Bericht des Ausschusses für praktisches Turnen wurde entgegengenommen. Er lautete wie folgt:
An die 16. Bundestagsatzung!
Gut Heil! Der Ausschuβ für praktisches Turnen erlaubt sich hiermit, der Tagsatzung zu empfehlen, die Bundes=Festordnung dieses Mal keiner Veränderung zu unterziehen, und zwar aus dem Grunde, weil dem nächsten, im Jahre 1897 stattfindenden Bundesturnfeste noch im Jahre 1896 eine Bundestagsatzung vorausgeht und es möglich, ja höchst wahrscheinlich ist, daβ bis dahin noch weitere diesbezügliche Empfehlungen eingereicht werden. Eine Veränderung der Festordnung in diesem Jahre würde deshalb unserer Ansicht nach nur unnöthige Ausgaben, aber keinen praktischen Nutzen im Gefolge haben.
Ihr Ausschuβ beschloβ daher aus angeführten Gründen, alle von den verschiedenen Bezirken eingegangenen Empfehlungen, welche auf Bundesfeste Bezug haben, bis zur nächsten im Jahre 1896 stattfindenden Bundestagsatzung zurückzulegen und sich nur mit den Empfehlungen zu befassen, welche die Bundesfestordnung nicht berühren.
Eine unter diese Rubrik fallende Empfehlung des Turnbezirks “Oberer Mississippi”,
“Abschaffung der Kreisturnfeste” betreffend, wurde gutgeheiβen.
Die folgende Empfehlung des Turnbezirks “Lake Erie” wurde ebenfalls debattirt und gutheiβen:
“Den Bezirken zu empfehlen, in den Jahren, in welchen keine Bundes= oder Bezirksfeste stattfinden, Riegen=
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oder Klassen=Wettturnen in Volksfächern, verbunden mit allgemeinem Schauturnen, zu veranstalten, mit Heranziehung aller Organisationen, welche Turnen oder athlethische Uebungen pflegen, ohne Rücksicht auf Nationalität u. s. w.”
Mit Turnergruβ
G. Wittich, Vors.
Otto Wendelburg, Secr.
Auf Antrag von Delegat H. Metzner wurde der Bericht paragraphenweise debattirt.
Der Passus in Betreff der Abhaltung von Kreisturnfesten wurde zurückgelegt bis der Ausschuβ für Platform und Statuten Bericht erstattet hat.
Mit Ausnahme dieses Passus wurde der Bericht angenommen.
Bericht des Ausschusses für Bundesangelegenheiten.
Der Ausschuβ für Bundesangelegenheiten erstattete durch seinen Vorsitzer Heinrich Huhn Bericht, wie folgt:
Denver, Colorado, den 25. Juli 1894.
An die 16. Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes!
Gut Heil! Ihr Ausschuβ für Bundesangelegenheiten organisirte sich durch die Wahl von Heinrich Huhn als Vorsitzer und J. E. Cremer als Schriftführer und unterbreitet der Tagsatzung folgende Vorschläge:
Beschlüsse in Bezug auf Bundesangelegenheiten.
1. Wir empfehlen, die nächste Bundestagsatzung im Jahre 1896 in Louisville, Ky., abzuhalten.
2. Das nächste Bundesturnfest im Jahre 1897 den St. Louiser Turnvereinen zu übertragen.
3. Den Festbeitrag von solchen Turnern, welche Anspruch auf freies Quartier und Beköstigung machen, von zwei auf drei Dollars zu erhöhen.
Alle anderen Turner bezahlen $1.00 als Festbeitrag, wofür ihnen das Festabzeichen verabreicht wird, und sind dieselben zu allen Privilegien mit Ausnahme von Kost und Logis berechtigt.
4. Wir empfehlen den Turnbezirk “St. Louis” auf weitere zwei Jahre mit dem Bundesvorort zu betrauen.
5. Eine Correspondenz von Mitgliedern der früheren Seminarbehörde in Indianapolis, eine Ehrenschuld des Turnlehrers Hermann W. Ritter von St. Louis betreffend, ging dem Ausschuβ zu, und empfiehlt derselbe, diese Correspondenz der Vorortsbehörde des Nordamerikanischen Turnerbundes zu übermitteln, mit dem Ersuchen, ihren moralischen Einfluβ zur Ausgleichung dieser Schuld geltend zu machen.
6. Aus dem letzen Jahresbericht der Bundesvorortsbehörde ist ersichtlich, daβ der Bund die Summe von
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beinahe 2000 Dollars von Turnlehrern zu erhalten hat, die auf Kosten des Bundes ausgebildet wurden und nebenbei diese Summe als Vorschüsse erhielten, wobei sie sich durch Ehrenwort verpflichteten, bei erfolgter Anstellung, diese Vorschüsse zurückzuzahlen, was manche bei etwas gutem Willen längst hätten thun können. Die Bundesvorortsbehörde wird deshalb beauftragt, energische Schritte zur Eintreibung dieser Schuld zu ergreifen, und die Namen derjenigen, welche ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, sowie den Betrag der Schuld, in den jährlichen Berichten zu veröffentlichen.
Politische Beschlüsse.
7. Der Nordamerikanische Turnerbund protestirt auf’s Neue gegen alle Gesetzesvorlagen, welche Beschränkung der Einwanderung von wünschenswerthen Elementen und Erschwerung der Naturalisation der Eingewanderten bezwecken.
8. Da in der jüngsten Zeit Versuche gemacht wurden, in die Politik religiöse Streitfragen hineinzutragen, so erklärt die 16. Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes, daβ sie im Geiste der Platform und der principiellen Beschlüsse des Turnerbundes für das Princip der uneingeschränkten Denk= und Gewissensfreiheit eintritt, und jeder Bewegung, welche Bürger ihres Glaubens oder Unglaubens wegen in politischen Rechten verkürzen will, mit Entschiedenheit opponirt. Wir erklären aber auch, daβ wir mit gleicher Entschiedenheit am weltlichen Charakter des Staates und seiner Schulen festhalten, und irgend welchen Versuchen, dieselben mit Religion zu verquicken, energisch entgegentreten.
9. Der Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche muβ zur Verwiklichung kommen, und alle Gesetze, Einrichtungen und Anordnungen, wie sie zur Landesverfassung in Widerspruch stehen, und als Eingriffe in die persönlichen Rechte und die Gewissensfreiheit der verschieden gläubigen und verschieden denkenden Bürger aufzufassen sind, sollten in Wegfall kommen.
10. Die Vorgänge, welche in der letzten Zeit das ganze Land in seiner Ruhe störten und die Industrie lahm legten, sowie den Verkehr zwischen den verschiedenen Theilen des Landes unmöglich machten, haben bewiesen, daβ das gegenwärtige Productionssystem im innersten Kerne faul ist, und daβ, wenn nicht in vernünftiger Weise Abhilfe geschaffen wird, eine sociale Revolution unausbleiblich ist.
Jeder Druck erzeugt Gegendruck, und wenn die vereinigten Monopole und die in dessen Dienste stehenden Gesetzgeber und Beamte alles thun, um die Arbeiter zu unterdrücken und zu entrechten, dann ist es nur natürlich, wenn sich die Entrechteten und Unterdrückten auflehnen und in ihrer Aufregung zu Gewaltmitteln greifen.
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Die Turner gehen von dem Grundsatz aus, daβ Gewalt=Revolutionen in einer Republik, die Jedem das unbeschränkte Stimmrecht gewährt, verwerflich sind, aber wir sind auch der Ansicht, daβ was für den Einen recht, für den Andern billig ist, und deβhalb protestiren wir gegen die Uebergriffe der vereinigten Monopole und zollen den Arbeitern unsere herzliche Sympathie in ihren Bestrebungen zur Verbesserung ihrer socialen Lage, die sie nur durch den Stimmzettel verwirklichen können.
Als das sicherste und wirksamste Abhilfsmittel empfehlen wir die Verstaatlichung aller Verkehrsmittel und Bergwerke, sowie die Communalisirung der elektrischen Betriebs=Anlagen, Gas=Anstalten und aller solcher Einrichtungen, welche dem allgemeinen Bedürfniβ des ganzen Volkes dienen.
Das Wohl des ganzen Volkes steht höher, als das Interesse der wenigen Bevorzugten, welche sich auf Kosten der Armen bereichert haben, und in Luxus schwelgen, während
diejenigen, welche die Mittel zu diesem Luxus schufen, mit ihren Familien dem Elende, der Noth und dem Hunger ausgesetzt sind.
11. Wir sind ferner der Ansicht, daβ die Einrichtung von staatlichen Bureaux zur Nachweisung von Arbeit für die Beschäftigungslosen ein dringendes Bedürfniβ ist, und daβ Jedem, auch dem Aermsten, freier Rechtsschutz gesichert werden sollte gegen die Parteilichkeit feiler Justizbeamten und unersättlicher Advokaten, die den Fundamentalsatz unseres Staatswesens – gleiches Recht für Alle, und Schutz für die Hilflosen – zur leeren Phrase herunterdrücken.
Heinrich Huhn, Vorsitzer.
J. E. Cremer, Schriftwart.
Max Stern.
Carl Young.
Max Rathberger.
C. F. Grantz.
H. Metzner.
Herm. Dähnert.
B. Fröhlich.
John P. Sattler.
Alfred Meier.
Der Bericht wurde entgegengenommen und paragraphenweise debattirt.
Nach Verlesen des ersten Paragraphen sprachen die Delegaten E. Lieβ, A. Currlin und H.
Huhn zu Gunsten von San Francisco als Platz für Abhaltung der nächsten Tagsatzung. Es entspann sich eine längere Debatte, an der noch verschiedene Redner theilnahmen. Allgemein
wurde dem Turnbezirk “Pacific” groβe Sympathie gezeigt und verschiedene Anregungen gemacht, wie demselben entgegen=
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zukommen. Aus praktischen Gründen sprach sich aber die Mehrheit gegen Abhaltung der nächsten Tagsatzung in San Francisco aus.
Abstimmung über Tagsatzungsort.
Es wurde nach Bezirken abgestimmt. Die Abstimmung ergab folgendes Resultat:
Name des Bezirks. Stimmen. San Francisco. Louisville.
New York 20 - 20
Indiana 22 - 22
St. Louis 42 - 42
New England 23 - 23
Wisconsin 30 3 27
Chicago 37 8 29
Südöstlicher 2 - -
Philadelphia 30 - 30
New Jersey 16 - 16
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 - 39
Missouri Valley 6 - 6
Minnesota 7 - 7
Oberer Mississippi 12 3 9
Rocky Mountain 7 7
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 - 11
Pacific 14 14 -
Nordwestlicher 1 - 1
Connecticut 9 - 9
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 10 -
Long Island 5 - 5
West=New York 9 - 9
Ohio 14 - 14
Oberer Missouri 1 - -
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 - -
Südlicher Central 6 6 -
Nord=Pacific 3 - -
Süd=California 4 4 -
Kansas 13 - 13
Montana 1 - -
Nebraska 4 3 1
____ ____ ____
Zusammen 406 51 340
Delegat Holler vom Turnbezirk “Philadelphia” erklärte, daβ auch Philadelphia sich um die Bundestagsatzung im Jahre 1896 zu bewerben die Absicht hatte, davon aber in der Hoffnung Abstand nahm, daβ für das Jahr 1900 zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums der Gründung des Turnerbundes, die in Philadelphia vollzogen wurde, diese Stadt als Ort der Tagsatzung bestimmt werde.
Die Empfehlungen unter 2, 3, 4 und 5 wurden unverändert angenommen.
Vorschlag 6 wurde einstweilen zurückgelegt.
Delegat John Meinhard beantragte zu Vorschlag 7 einen Zusatzantrag. Dieser wurde an den Ausschuβ zur Begutachtung und späteren Berichterstattung verwiesen.
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Zusatzantrag von John Meinhard.
Der Zusatz lautet wie folgt:
“Die schmachvollen Vorgänge, welche in letzter Zeit die Hallen des Senates in Washington in Wucherbuden verwandelten, in welchen Senatoren die Interessen des Volkes in hochverrätherischer Weise an ‘Trusts’ und Monopole verschacherten, während die Masse des Volkes in Folge einer Krisis, wie sie dies Land nie vorher gesehen, am Hungertuche nagt, beweisen, daβ der Senat als Mittelpunkt aller politischen Corruption betrachtet werden muβ, und ist deshalb die Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes der Meinung, daβ derselbe gänzlich abgeschafft werden sollte”.
Vorschlag 8 wurde unverändert angenommen.
Nach Verlesen von Vorschlag 9 stellte Delegat Heintz den Antrag, denselben auf den Tisch zu legen, da die darin ausgesprochenen Ideen schon in unseren principiellen Beschlüssen klar zum Ausdruck gebracht seien und deshalb eine Wiederholung unnöthig sei. – Die Abstimmung über diesen Antrag wurde nach Bezirken vorgenommen, wie folgt:
Abstimmung über den Vorschlag zur Trennung von Staat und Kirche.
Abstimmung über Streichung von Vorschlag 9.
Name des Bezirks. Stimmen. Für. Gegen.
New York 20 20 -
Indiana 22 22 -
St. Louis 42 42 -
New England 23 - 23
Wisconsin 30 30 -
Chicago 37 - 37
Südöstlicher 2 - -
Philadelphia 30 - 30
New Jersey 16 16 -
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 39 -
Missouri Valley 6 - 6
Minnesota 7 7 -
Oberer Mississippi 12 - 12
Rocky Mountain 7 5 2
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 7 4
Pacific 14 - 14
Nordwestlicher 1 - 1
Connecticut 9 9 -
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 - 10
Long Island 5 - 5
West=New York 9 - 9
Ohio 14 14 -
Oberer Missouri 1 1 -
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 1 -
Südlicher Central 6 6 -
Nord=Pacific 3 - 3
Süd=California 4 4 -
Kansas 13 13 -
Montana 1 - -
Nebraska 4 3 1
____ ____ ____
Zusammen 406 239 157
23 Vorschlag 10 wurde unverändert angenommen.
In Betreff von Vorschlag 11 stellte Delegat Münch den Antrag, diesen Vorschlag an den Ausschuβ zurück zu verweisen, um in der Redaction einige Derbheiten, die zu Miβdeutungen Veranlassung geben könnten, auszumerzen.
Empfehlung der “Turner gegenseitigen Unterstützungsgesellschaft des Nordwestens”.
Delegat Boppe unterbreitete den folgenden Antrag:
“Ohne irgendwie eine Verantwortung für die Geschäftsführung zu übernehmen, empfiehlt die 16. Tagsatzung den Turnern, welche das Bedürfniβ haben, sich einer Versicherungsgesellschaft anzuschlie βen, die von Turnern geleitete Sterbekasse des Nordwestens zur besonderen Berücksichtigung”.
Abstimmung über dieselbe.
Die Abstimmung wurde nach Bezirken vorgenommen und ergab folgendes Resultat:
Name des Bezirks. Stimmen. Ja. Nein.
New York 20 - 20
Indiana 22 8 14
St. Louis 42 - 42
New England 23 23 -
Wisconsin 30 27 3
Chicago 37 37 -
Südöstlicher 2 - -
Philadelphia 30 30 -
New Jersey 16 - 16
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 - 39
Missouri Valley 6 6 -
Minnesota 7 7 -
Oberer Mississippi 12 12 -
Rocky Mountain 7 7 -
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 - 11
Pacific 14 14 -
Nordwestlicher 1 1 -
Connecticut 9 - 9
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 3⅓ 6⅔
Long Island 5 5 -
West=New York 9 9 -
Ohio 14 10 4
Oberer Missouri 1 - -
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 - 1
Südlicher Central 6 - 6
Nord=Pacific 3 3 -
Süd=California 4 4 -
Kansas 13 10 3
Montana 1 - -
Nebraska 4 4 -
____ ____ ____
Zusammen 406 220⅓ 174⅔
Antrag von John Ulrich in Bezug auf Revision der Ver. Staaten=Verfassung.
Delegat Ulrich lieβ folgende Resolution durch den Secretär zur Verlesung bringen:
“Da die Verfassung der Vereiningten Staaten sich wenig=
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stens theilweise überlebt hat und für die heutigen socialen Verhältnisse unzulänglich ist, deshalb verlangen wir eine Revision der Ver. Staaten=Verfassung im Sinne der Forderungen des Nordamerikanischen Turnerbundes”.
Delegat Münch von St. Louis stellte den Antrag, diese Resolution auf den Tisch zu legen und es wurde so beschlossen.
Bericht des Ausschusses für Turnlehrerseminar.
Der Ausschuβ für das Turnlehrer=Seminar erstattete Bericht, wie folgt:
Bericht des Ausschusses für das Turnlehrerseminar.
An die 16. Bundestagsatzung!
Gut Heil! Der Ausschuβ für Turnlehrerseminar unterbreitet folgende Empfehlungen:
Zweijähriger Cursus.
1. Der Cursus im Turnlehrerseminar wird auf zwei Jahre ausgedehnt und der Bundesvorort beauftragt, Vorkehrungen zu treffen, daβ die jetzt eintretende Klasse den zweijährigen Cursus beginne.
Eine Erhöhung der Seminar=Beiträge des Bundes wird durch die Einführung des zweijährigen Cursus nicht nothwendig, da die Mehrausgaben sich nur auf $600 bis $1000 belaufen, und die bereits früher gemachten Bewilligungen dafür voraussichtlich ausreichen werden.
Eingehende Berichte resp. Vorschläge und Pläne für die Durchführung dieses Planes (sowie für den Sommercursus) seitens des Special-Ausschusses des technischen Comites des Vororts, der Turner Boppe, Dapprich, Brosius und Ballin liegen zur Einsicht vor und werden diesem Berichte beigeschlossen.
Begründung.
a) Die erhöhten und sich noch fortwährend steigernden Anforderungen, welche gegenwärtig an die Turnlehrer gestellt werden in Bezug auf allgemeine Bildung, auf Beherrschung der englischen Sprache, pädagogische Ausbildung und Befähigung, Kenntnisse in solchen wissenschaftlichen Fächern wie Anatomie, Physiologie, Hygiene, Orthopädie, Heilgymnastic u. s. w., damit dieselben als Lehrer in öffentlichen und anderen Schulen erfolgreich wirken können.
b) Die Anstrengungen unserer Concurrenten auf dem Felde der Turnlehrer=Ausbildung seitens der Schweden unter Dr. Enebuske und Baron Posse, der Sargent’schen und Anderson’schen Schule, sowie der “Young Men’s Christian Assciation”, welche alle einen zweijährigen Cursus mit vertieftem Unterricht in den wissenschaftlichen Fächern obligatorisch eingeführt haben, der in einzelnen Fällen sogar das Seciren einschlieβt.
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c) Die Thatsache, daβ die Concurrenten unserer Turnlehrer durchgängig eine höhere Vorbildung und viele sogar eine akademische Bildung besitzen; so war z. B. unser College Arnold bei der letzten Jahresconvention der “American Association for the Advancement of Physical Education” der Einzige unter den Vortragenden, der das M. D. nicht hinter seinem Namen führte.
d) Die ungenügende Vorbildung der meisten Turnlehrer=Aspiranten, welche entweder in Bezug auf allgemeine Bildung oder in der Beherrschung der einen oder andern oder beider Sprachen zu Tage tritt, und welche ein Aufnehmen und erfolgreiches Betreiben solcher Studien wie Culturgeschichte, Litteratur, Anatomie, Physiologie u. s. w. fast zur Unmöglichkeit macht.
e) Die Ueberbürdung mit Arbeit, welche durch die ungenügende Vorbildung hervorgerufen wird, die erst eine Ausgleichung und somit groβe Verluste an kostbarer Zeit unvermeidlich macht. Um das vorgesteckte Pensum zu bewältigen, ist eine Ueberbürdung bei einem einjährigen Cursus gar nicht zu umgehen.
f) Unsere Turnlehrer müssen so befähigt und in allen Fächern vorgebildet sein, daβ sie sich Lehrern auf andern Gebieten der Erziehung ebenbürtig an die Seite stellen können.
g) Es ist in manchen Städten schon jetzt Gesetz, daβ jeder Lehrer oder Supervisor, also auch der Turnlehrer, eine Prüfung zu bestehen hat, welche seine Befähigung zum Lehramt darthut, wenn er überhaupt gesetzlich angestellt werden will. In Cleveland muβte sogar Richter Draper von New York erst eine Lehrerprüfung bestehen, ehe er als Superintendent der Schule fungiren konnte.
Englische Sommercurse für Lehrer.
2. Der Ausschuβ empfiehlt ferner die endliche Ausführung der auf den Tagsatzungen in Washington und New York gefaβten Beschlüsse bezüglich der Abhaltung von Sommer=Cursen und macht folgenden Vorschlag:
Der Vorort soll für die Abhaltung von Sommer=Cursen sorgen, welche ca. 6 Wochen dauern, exclusive in englischer Sprache geleitet werden und hauptsächlich dazu dienen sollen, Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen und Privatschulen in das Wesen des deutschen Turnbetriebs einzuführen. Die Eröffnung des ersten Cursus soll im Jahre 1895 erfolgen.
Vorschüsse an Turnlehrer.
3. Den Vorort zu bevollmächtigen, Schritte zu thun, durch welche diejenigen Turnlehrer, welche Vorschüsse erhalten haben, gebunden werden, für deren allmähliche Rückzahlung zu sorgen, resp. im Nothfalle die Vereine, in welchen solche Lehrer thätig sind, zu verpflichten, diese Vorschüsse aus dem Gehalt ihres Lehrers in Theilzahlungen an den Vorort abzuliefern.
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Ringen, Boxen und Turnspiele.
4. Dem Directorium des Turnlehrerseminars zu empfehlen, dem Ringen, Boxen und den Turnspielen im Freien im Lehrplan bessere Berücksichtigung widerfahren zu lassen.
Der Ausschuβ: John Tönsfeld, Vorsitzer.
Karl Zapp, Schriftwart.
Arth. Knoch.
E. A. Poos.
H. Metz.
J. Nürnberger.
Dr. Lühr.
Emil Dapprich.
F. B. Huchting.
F. Seubert.
J. C. Heuler.
Max Hempel.
Der Bericht wurde auf Antrag paragraphenweise verlesen und debattirt.
Zur Empfehlung 1 beantragte Delegat Boppe den folgenden Zusatz, der angenommen wurde:
Zusatzantrag von C. Hermann Boppe.
“Wenn sich der Erweiterung des Turnlehrerseminar=Cursus auf zwei Jahre für den mit dem September beginnenden Cursus Schwierigkeiten entgegenstellen sollten, so sind der Bundesvorort und das Directorium des Turnlehrerseminars berechtigt, die Erweiterung des Cursus erst im Jahre 1895 in Kraft treten zu lassen, oder den Beginn des Cursus in diesem Jahre bis zum ersten October zu verschieben”.
Empfehlung 2 wurde unverändert angenommen.
Empfehlung 3 wurde bis auf Weiteres zurückgelegt mit der Empfehlung, daβ sie gemeinschaftlich mit einem denselben Gegenstand behandelnden Paragraphen des Berichtes des Ausschusses für Bundesangelegenheiten debattirt werde.
Im Uebrigen wurde der Bericht, wie verlesen, angenommen.
Hierauf Pause bis 2 Uhr Nachmittags.
Nachmittagssitzung.
Die Tagsatzung wurde um 2 Uhr 15 Min. Nachmittags durch den Vorsitzer zur Ordnung gerufen.
Schluβbericht des Ausschusses für Bundesangelegenheiten.
Delegat Heinrich Huhn, im Namen des Ausschusses für Bundesangelegenheiten, verlas die Empfehlungen 11 und 12, wie nachträglich vom Ausschuβ verbessert:
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Weitere politische Beschlüsse.
“11. Wir sind ferner der Ansicht, daβ die Einrichtung von staatlichen Bureaux zur Nachweisung von Arbeit für die Beschäftigungslosen ein dringendes Bedürfniβ ist, und daβ jedem, auch dem Aermsten von Seiten des Staates ein wirklicher und kostenloser Rechtsschutz gesichert werden sollte, so daβ der Fundamentalsatz unseres ganzen Staatswesens – gleiches Recht für Alle und Schutz für die Hilflosen – nicht zur leeren Phrase heruntergedrückt wird.
12. So lange die Mitglieder des Bundes=Senats nicht durch die Stimmen des ganzen Volkes erwählt, sondern durch die Staats=Gesetzgebungen, oft durch corrupte Mittel, erkoren werden, sind entwürdigende Vorgänge, wie sie in der letzten Zeit im Oberhause der nationalen Gesetzgebung zu Tage traten, nur logische Folgeerscheinungen; deshalb wiederholen wir aufs Neue mit allem Nachdruck die in unsern principiellen Beschlüssen gestellte Forderung, daβ die Mitglieder des Bundes-Senats durch das Volk direct erwählt werden.
Heinrich Huhn, Vorsitzer.
J. E. Cremer, Schriftführer.
Zusatzantrag von Ignatz Hofmann.
Delegat Hofmann stellte den Antrag, daβ folgender Zusatz dem Bericht des Ausschusses für Bundesangelegenheiten beigefügt werde:
“In Anbetracht der gedrückten Geschäftslage unseres Landes, welche unbestreitbar in erster Linie der verfehlten Finanzpolitik unserer Regierung zuzuschreiben ist, die darin gipfelt, Gold als alleinigen Werthmesser einzuführen, durch welches Vorgehen seit längerer Zeit unsägliches Elend, hauptsächlich unter der producirenden Klasse, verursacht wurde, sei beschlossen, daβ der Nordamerikanische Turnerbund seinen ihm zu Gebote stehenden Einfluβ aufbietet, bei den Gesetzgebern dieses Landes dahin zu wirken, die Doppelwährung von Gold und Silber, wie dieselbe bestand, ehe die Geldmagnaten Amerika’s und Europa’s unsere Finanzpolitik dictirten, wieder einzuführen”.
Auf Antrag von Vahlteich wurde der Hofmann’sche Antrag auf den Tisch gelegt.
Der Ausschuβ für geistige Bestrebungen unterbreitete folgenden Bericht:
Bericht des Ausschusses für geistige Bestrebungen.
Bericht des Ausschusses für geistige Bestrebungen.
Der Ausschuβ organisirte sich durch die Wahl von Turner S. Pabst als Vorsitzer und F.
Vonnegut als Schriftwart. Sämmtliche Mitglieder des Ausschusses waren anwesend und unterbreiteten die folgenden Beschlüsse:
1. In Anerkennung der verständniβvollen Thätigkeit des Bundes=Ausschusses für geistige Bestrebungen empfehlen wir dringend eine Fortsetzung derselben Agitationsweise. Bei der Auswahl von Thematen für Debatten halten wir es
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für wünschenswerth, daβ recht häufig möglichst leichte Tagesfragen gewählt werden, welche auch das jüngere Element in den Vereinen zu besprechen im Stande ist.
2. Wir empfehlen, daβ der Ausschuβ für geistige Bestrebungen die Vereine systematisch auf die Gedenktage hervorragender Männer aufmerksam mache mit der Aufmunterung, für Abhaltung von Vorträgen und Vorlesungen über dieselben Sorge zu tragen.
3. Wir empfehlen ferner, daβ der Ausschuβ für geistige Bestrebungen angewiesen werde, ein Bureaux zu eröffnen, dessen Zweck es sei, zu ermöglichen, daβ bei zahlreicher Subscription das Honorar für Vorträge von anerkannt tüchtigen Rednern auf ein Minimum reducirt werde.
4. Wir befürworten, daβ beim Wettbetrieb für geistiges Turnen bei Turnfesten auch die Mitglieder unserer Damen=Sectionen zur Theilnahme zugelassen und dazu aufgemuntert werden, und erachten es als eine sehr zu verdammende Pflichtvernachlässigung, wenn für dieses Fach nicht Einrichtungen getroffen werden, dasselbe auf eine möglichst gleiche Stufe mit dem körperlichen Turnen zu setzen.
6. Angesichts der Thatsache, daβ die jüngere Generation sich mit Vorliebe des Englischen als Umgangssprache bedient, und in Anbetracht der Thatsache, daβ der Turnerbund für Zuwachs zu seinen Reihen in erster Linie auf die jüngere Generation angewiesen ist, so empfehlen wir der Tagsatzung, in solchen Vereinen, in denen es angebracht erscheint, die Erlaubniβ zu ertheilen, Vorträge und Debatten auch in englischer Sprache abzuhalten.
6. Wir empfehlen, daβ der Druck des Turner=Liederbuches vom Bundesvorort möglichst beschleunigt werde.
7. Wir möchten, wie der frühere Ausschuβ, nochmals darauf aufmerksam machen, daβ die Jahrbücher von Turner Heinrich Metzner, sowie auch die Zeitschrift “Mind and Body” von allen Mitgliedern und Vereinen angeschafft und daβ dieselben bei geistigen Unterhaltungen verwendet werden sollten.
8. Ferner empfehlen wir den Vereinen, durch Gründung und Erhaltung von freisinnigen Sonntagsschulen schon in der heranwachsenden Jugend den Samen einer gesunden Welt= und Lebens=Anschauung auszustreuen und dadurch eine Generation von zielbewuβten, selbstständig denkenden und für den Fortschritt begeisterten Bürgern heranzuziehen.
S. Pabst, Vorsitzer.
Franklin Vonnegut, Schriftwart.
W. A. Ocker.
C. W. Katz.
John Ulrich.
Carl Rosenow.
F. Harbach.
Jul. Mötzel.
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Der Bericht wurde auf Antrag paragraphenweise debattirt.
Die Empfehlungen 1 bis 4 incl. wurden unverändert angenommen.
Delegat Max Stern stellte den Antrag, Empfelung 5 zu streichen, in der Meinung, daβ eine solche besondere Erlaubniβ durch die Tagsatzung nicht nothwendig. Es wurde nach Bezirken abgestimmt.
Abstimmung über den Vorschlag, Vorträge und Debatten in englischer Sprache zu halten.
Die Abstimmung wurde nach Bezirken vorgenommen und ergab folgendes Resultat:
Name des Bezirks. Stimmen. Für. Gegen.
New York 20 20 -
Indiana 22 18 4
St. Louis 42 33 9
New England 23 23 -
Wisconsin 30 18 12
Chicago 37 15 22
Südöstlicher 2 - 2
Philadelphia 30 30 -
New Jersey 16 16 -
Central=New York 3 - -
Pittsburg 39 39 -
Missouri Valley 6 6 -
Minnesota 7 - 7
Oberer Mississippi 12 - 12
Rocky Mountain 7 5 1
New Orleans 1 - -
Central=Illinois 11 - 11
Pacific 14 14 -
Nordwestlicher 1 1 -
Connecticut 9 9 -
Süd=Atlantischer 1 - -
Lake Erie 10 - 10
Long Island 5 - 5
West=New York 9 9 -
Ohio 14 8 6
Oberer Missouri 1 - 1
Central=Michigan 2 - -
Florida 1 - -
Südlicher Central 6 6 -
Nord=Pacific 3 - 3
Süd=California 4 4 -
Kansas 13 3 10
Montana 1 - -
Nebraska 4 2 2
____ ____ ____
Zusammen 406 279 117 Empfehlung 5 wurde dementsprechend gestrichen.
Empfehlung 6 wurde unverändert angenommen.
Delegat Huhn vom Turnbezirk “Pacific” stellte den Antrag, den in Absatz 7 empfohlenen Schriften den “Amerikanischen Turnerkalendar” und den “Freidenker=Almanach” beizufügen.
Der Antrag wurde angenommen.
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Empfehlung 8 wurde mit der von Delegat Lieβ gemachten Empfehlung angenommen:
“In Orten mit mehreren Vereinen sollten dieselben, wenn irgend möglich, gemeinsam die Gründung solcher Schulen unternehmen”.
Der Bericht wurde dann im Ganzen angenommen.
Bericht des Ausschusses für das Bundesorgan und “Mind and Body”.
Der Ausschuβ für Bundesorgan unterbreitete folgenden Bericht:
Bericht des Ausschusses für das Bundesorgan und “Mind and Body”.
An die 16. Bundestagsatzung!
Gut Heil! Der Ausschuβ organisirte sich durch Erwählung von Wilhelm Waterstraat als Vorsitzer und Ernst Wilkom als Schriftführer.
Der Ausschuβ empfiehlt einstimmig die Beibehaltung des jetzigen Bundesorgans und daβ der Redaction für ihre principientreue Haltung der Dank des Turnerbundes ausgesprochen werde.
Hinsichtlich des englischen Organes “Mind and Body” ergibt sich nach Angabe des Redactionscomites, daβ die Existenz des Blattes nur durch eine gröβere Verbreitung gesichert werden kann. Wir empfehlen deshalb eine kräftigere Unterstützung desselben, da es als Agitationsmittel für die Einführung des deutschen Turnsystems in anglo=amerikanische Kreise und in die öffentlichen Schulen des Landes von hohem Werthe ist. Der Bundesvorort sollte, wenn möglich, dem Organe materielle Unterstützung gewähren, und die Bezirksbehörden und Vereine sollten so viele Exemplare, als ihnen ihre Mittel ermöglichen, nehmen und dieselben in anglo=amerikanischen Kreisen unentgeltlich vertheilen, um so demselben eine sichere Basis der Existenz zu schaffen.
Wm. T. Waterstraat.
Ernst Wilkom.
A. Heidemann.
Sam. Forter.
Sig. A. Laubheim.
H. W. Heyne.
C. Hermann Boppe gab im Namen der Herausgeber die Erklärung ab, daβ diese auch für
“Mind and Body” jede directe finanzielle Unterstützung ablehnen, jedoch eine Hülfeleistung in agitatorischer Beziehung dankbar annehmen.
Der Bericht wurde einstimmig zum Beschluβ erhoben.
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Bericht des Ausschusses für Prüfung der Geschäftsbücher.
Der Ausschuβ für Prüfung der Geschäftsbücher berichtete wie folgt:
An die 16. Bundestagsatzung!
Gut Heil! Der zur Untersuchung der Bücher des Schatzmeisters des Bundesvororts eingesetzte Ausschuβ erlaubt sich achtungsvollst zu berichten:
Die Bücher befinden sich in bester Ordnung, soweit die vorhandenen Belege solches constatiren lassen.
Nach dem Kassenbuch befand sich in den Händen des Schatzmeisters am 1. Juli 1894 die Summe von $2754.31.
Das Vermögen des Bundes beträgt $13.387.50, was gleichbedeutend ist mit einer Abnahme von $419.50 seit dem 1. April 1892.