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(arab.; Tausendundeine Nacht). Märchensammlung,t entstanden im 3.–10. Jh., erstmals schriftlich festge-halten in einer Handschrift von ca. 1550.

Entstehung: Die Rahmenkonstruktion und einige Geschichten stammen aus Indien (3./4. Jh.). Im 8. Jh.

gelangten sie über die reichen Handelsstädte Bag-dad und Basra ins Zweistromland und wurden ins Arabische übersetzt, wobei man vor allem die Orts-und Personennamen änderte. Eine weitere Quelle bildete die persische Sammlung Heza¯r Afsa¯ne (Tau-e send Geschichten), die unter dem Titel Alf Laila (Tausend Nächte) ins Arabische übersetzt wurde. Im 10. Jh. kursierte in höfischen Kreisen noch das Buch Alf Samar (Tausend Nachtgeschichten) des arabi-r schen Dichters Ibn Abdus. Weitere Geschichten aus Ägypten, Persien und Syrien traten hinzu. Aus die-sen Quellen speiste sich der Geschichtenbestand von Alf Laila-wa-Laila, in dem sich mündliche und schriftliche Tradition verbanden. Da das Werk in der mittelarabischen Volkssprache tradiert wurde, war es jahrhundertelang in Adels- und Gelehrten-kreisen des arabischen Sprachraums verpönt und wurde nur mündlich weitergegeben. Die Bewertung änderte sich erst durch das Interesse der Europäer an dieser Märchensammlung. Ihnen ist es auch zu verdanken, daß vollständige Handschriften ent-standen (Littmann 1923).

Die älteste Handschrift stammt aus der Mitte des 15. Jhs. und enthält neun Geschichten, die auf 281 Nächte verteilt sind. Die Zahl »1001« sollte dabei ur-sprünglich nur eine unvorstellbar große Zahl an-deuten, erst später nahm man sie wörtlich und ana-log wuchs auch das Werk zu einem Kompendium von mehr als 300 Erzählungen und 1.000 Versen an. Heute unterscheidet man drei Handschriften-gruppen: die älteste syrische Handschrift (14. Jh.), die aus dem Nachlaß des Orientalisten Antoine Gal-land stammt; die ägyptischen Handschriften vom Ende des 18. Jhs., die als Vorlage für die ersten ara-bischen Drucke (Kalkutta, Bulaq, Beirut) dienten, und eine ägyptische Handschrift aus der Bibliothek von Lady Wortley Montague. Die erste europäische Übersetzung von Antoine Galland Les Mille et Une Nuits. Contes Arabes erschien 1704–1717 in zwölf

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Bänden und war eine freie Adaption nach dem sy-rischen Manuskript. Diese Ausgabe enthielt außer-dem Märchen aus anderen Quellen (z. B. Ali Baba und die vierzig Räuber; Aladin und die Wunder-lampe). Galland paßte seine Übersetzung stilistisch dem europäischen Zeitgeschmack an, der Gefallen an exotischen Szenerien fand, und tilgte grausame und erotische Passagen. Bis in die Mitte des 19. Jhs.

galt seine Fassung als Standard und wurde sogar ins Arabische rückübersetzt. Die erste englische Übersetzung von 1706 und die erste deutsche Über-setzung von 1824 bezogen sich auf Gallands Ver-sion und entfernten sich dadurch von der ur-sprünglichen arabischen Fassung (Walther 1987).

Erst die späteren Übersetzungen basierten auf den ägyptischen Fassungen, die Ende des 18. Jhs. in Kairo entstanden und in gekürzter Version 1835 in Indien gedruckt wurden. Die erste vollständige ara-bische Ausgabe von 1882 erschien aus Zensurgrün-den in limitierter Auflage und wurde nur an private Subskribenten verkauft. Die literarische Gestalt des Originals wurde erstmals in den Übersetzungen von Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall und Enno Littmann überliefert, in denen der Text nicht ge-kürzt und die Reimprosa und Verseinlagen als sol-che kenntlich gemacht wurden.

Inhalt: Alf Laila-wa-Laila ist in zwei Handlungs-a stränge gegliedert, die miteinander verbunden sind.

Das Werk besteht aus einem dreiteiligen Prolog oder Rahmen und einem Binnenteil, der nach 1001 Näch-ten unterteilt ist. Im Prolog werden drei GeschichNäch-ten von Männern erzählt, die durch ihre Ehefrauen be-trogen werden. Die dritte Geschichte berichtet vom König Schehrijar (pers. »Träger der Herrschaft«) aus Samarkand, der von seiner ersten Frau mit einem Sklaven hintergangen wurde. Seitdem läßt er jede neue Ehefrau nach der ersten Nacht hinrichten. Als die Reihe an die Wesirstochter Scherazad (pers. »von edler Abkunft«) kommt, ersinnt diese eine List. Sie erzählt dem König eine spannende Geschichte, ver-schiebt aber die Fortsetzung auf die folgende Nacht.

In jeder Nacht erfindet sie eine neue Geschichte, die mit der vorangegangenen verflochten ist, so daß der König, um den Schluß zu erfahren, sie am Leben läßt. Wie die Rahmenhandlung ausgeht, erfährt man in der Übersetzung von Galland noch nicht.

Erst in späteren Ausgaben wird berichtet, daß Sche-razad dem König zuletzt eine Geschichte erzählt, die verschlüsselt seinen Fall darstellt. Der König er-kennt seinen Fehler und bereut sein bisheriges Ver-halten. Scherazad holt nun ihre drei Kinder hervor, die sie in der Zwischenzeit heimlich geboren hat.

Der König läßt eine feierliche Hochzeit ausrichten.

Die Geschichten Scherazads läßt er von seinem

Hof-chronisten in 30 Bänden aufzeichnen. Einer seiner Nachfolger liest sie später und verbreitet sie unter dem Titel Alf Laila-wa-Laila.

Eine weitere Schlußvariante ist noch überliefert, in der der König der Geschichten nach 1001 Näch-ten überdrüssig wird und Scherazads Hinrichtung befiehlt. Als diese jedoch ihre Kinder herbeiholt und um Gnade bittet, schont er ihr Leben und heiratet sie (Grotzfeld 1985).

Drei Märchen aus dieser Sammlung brachten es (auch in kinderliterarischen Ausgaben) zu Welt-ruhm: Aladin und die Wunderlampe, Ali Baba und die vierzig Räuber undr Sindbad der Seefahrer. Inrr Aladin und die Wunderlampe wird die Entwicklunge des armen, faulen Jungen Aladin zu einem reichen, besonnenen jungen Mann dargestellt. Zu Beginn lebt er allein mit seiner Mutter in größter Armut in einer chinesischen Stadt. Ein Magier überredet Ala-din, mit ihm eine Schatzhöhle aufzusuchen. Dort steckt Aladin schnell einen Ring und eine Lampe zu sich, auf die es der Magier vor allem abgesehen hatte. Vor Zorn sperrt er Aladin in die Höhle ein.

Als Aladin zufällig an dem Ring dreht, erscheint ein Dämon, der ihn befreit. Die Lampe will Aladin auf dem Markt verkaufen. Die Mutter reinigt sie zuvor, dabei erscheint der Diener der Lampe, der Aladin jeden Wunsch erfüllt. Mit seiner Hilfe besteht Ala-din mehrere Freierproben und erhält eine Prinzessin zur Frau. Doch durch eine List bringt der Magier die Lampe an sich und entführt die Prinzessin. Mithilfe des magischen Rings kann Aladin seine Frau wie-der befreien.

Der Kampf zwischen Gut und Böse wird auch in Ali Baba und die 40 Räuber thematisiert. Der ver-r armte Gelehrte und Holzfäller Ali Baba beobachtet aus seinem Baumversteck, wie Räuber mithilfe ei-nes magischen Spruches (»Sesam öffne dich«) in eine Felsenkammer mit Schätzen gelangen. Ali Baba holt sich einen Teil des Schatzes. Sein reicher Bruder, der Kaufmann Kasim, bemerkt den Reich-tum und erfährt von der Begebenheit. Heimlich eilt er zur Höhle, vergißt aber den Spruch und wird von den Räubern entdeckt und getötet. Ali Baba bringt den Leichnam fort, die Räuber schwören Rache und haben bald den Aufenthaltsort Ali Babas entdeckt.

Als Kaufmann verkleidet, mit den 40 Räubern in Öl-schläuchen versteckt, verschafft sich der Räuber-hauptmann Eintritt bei Ali Baba. Nur dank seiner Sklavin wird die Tat vereitelt. Sie tötet die Räuber und ersticht den Hauptmann beim Tanzen. Zur Be-lohnung wird sie mit Ali Babas Sohn verheiratet.

Die Belohnung der Tüchtigkeit wird in den Aben-teuern von Sindbad dem Seefahrer dargestellt. In ei-r ner Rahmenhandlung beklagt sich Sindbad der

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Festländer angesichts des Reichtums Sindbads des Seefahrers über seine eigene Armut. Er wird ins Haus eingeladen und sieben Tage lang berichtet ihm Sindbad der Seefahrer von seinen gefährlichen sie-ben Reisen. Als junger Kaufmann hatte er das Erbe des Vaters vergeudet und rüstete ein Schiff aus, um neue Reichtümer zu erwerben. Auf jeder Reise erlitt Sindbad Schiffbruch und mußte viele Gefahren be-stehen, ehe er sich endgültig in Bagdad niederließ.

Bedeutung: Die Erzählungen Scherazads zeich-nen sich im Gegensatz zu europäischen Volksmär-chen durch eine realistische Darstellungweise und eine komplexe Handlungsführung aus. Die Lebens-weise und das Verhalten der Figuren wird detailliert geschildert, ebenso findet man exakte Stadtbe-schreibungen von Kairo, Bagdad, Aleppo und Da-maskus. Wunderbare Begebenheiten werden nur selten erzählt, auch Märchenfiguren wie Hexen, Riesen, Zwerge, verzauberte Tiere findet man kaum.

Am häufigsten sind zauberkräftige Dämonen anzu-treffen. Die Märchenhelden sind oft schöne, gut-gläubige Männer, die Unbill erleiden und nur durch die Hilfe einer klugen, schönen Dienerin oder Prin-zessin erlöst werden.

Durch die Verteilung einer Geschichte über meh-rere Nächte ergeben sich zahlreiche Spannungsbö-gen und VerwicklunSpannungsbö-gen, die der Einsträngigkeit des europäischen Volksmärchens fremd sind. Selbst kurz vor dem vermeintlich guten Ende werden neue Gefahren heraufbeschworen. Dadurch erwecken viele Erzählungen eher den Eindruck einer Aben-teuergeschichte als eines Märchens (Pinault 1991).

Rezeption: Dieses Werk richtete sich ursprüng-lich nicht an Kinder, dennoch wurden einzelne Märchen daraus für Kinder adaptiert und erschie-nen in gekürzten Ausgaben. Dadurch entfiel oft die Rahmenhandlung und die Märchen wurden ihrer ursprünglichen sprachlichen Ausdruckskraft be-raubt. Favoriten waren dabei die Märchen Aladin und die Wunderlampe, Ali Baba und die vierzig Räuber undr Sindbad der Seefahrer, die sich durchrr ihre spannende Handlung auszeichneten. Sie er-schienen in zahlreichen Einzelausgaben und wur-den von namhaften Künstlern (Brüder Dalziel, Ed-mund Dulac, Maxfield Parrish, Arthur Rackham, Jiri Trnka) illustriert.

Der Lektüre von Tausendundeiner Nacht verdan-t ken viele europäische Kinderbuchautoren Anre-gung zu ihrem eigenen Märchenschaffen, man denke etwa an die Märchen von→ Hans Christian Andersen (Den flyvende kuffert,tt Nattergallen),Wilhelm Hauff (Die Karawane, Kalif Storch, Der kleine Muck) und→ Oscar Wilde (The House of Po-megranates). Selbst die → Brüder Grimm nahmen

orientalische Motive in ihre Kinder- und Hausmär-chen auf (Simeliberg, Der Geist im Glas, Der Fischer und seine Frau, Tischlein deck dich) (Ranke 1951).

Ausgaben: The Arabian Nights Entertainments in the Original Arabic. Hg. S. U. bin M. Sheerwanee ool Yumu-nee. Kalkutta 1814–1818. – Tausend und eine Nacht ara-bisch. Hg. M. Habicht (Bd. 1–8); H. L. Fleischer (Bd. 9–12).

Breslau 1824–43. – Alf Laila-wa-Laila. Bulaq 1835. – The Alif (!) Laila or Book of the Thousand Nights and One Night. Hg. W. H. Madnaghten. Kalkutta 1839–42. – Alf Laila-wa-Laila. Bulaq 1862. – Beirut 1888–90. – Das Buch der wunderbaren Erzählungen und seltsamen Geschichten (arabisch). Hg. H. Wehr. Wiesbaden 1956. – The Thousand and One Nights from the Earliest Known Sources. Hg.

M. Mahdi. Leiden 1984.

Übersetzungen: Arabische Liebes-Händel und andere Seltzame Begebenheiten/welche von einer Sultanin in tausend Nacht-Gesprächen erzehlet/und zugleich viele Sitten und Gewohnheiten der Morgenländer/auf eine gar sonderbahre und angenehme Art vorgetragen werden.

Amander. Köln 1706. – Die Tausend und Eine Nacht, Wor-innen Seltsame Arabische Historien und wunderbahre Begbenheiten… Talander (d. i. A. Bohse). Leipzig 1717–21.

– Die Tausend und eine Nacht. J. H. Voss. Bremen 1781–

85. – Der Tausend und Einen Nacht noch nicht übersetzte Mährchen, Erzählungen und Anekdoten. J. v. Hammer (frz.). A. E. Zinserling (dt). Stuttgart/Tübingen 1823/24 (NA: Hildesheim 1976; Nördlingen 1986). – Tausendund-eine Nacht, arabische Erzählungen. M. Habicht/F. v.d. Ha-gen/C. Schall. Breslau 1824/25 (NA: Leipzig 1926). – Tau-send und eine Nacht. G. Weil. Stuttgart 1838–41 (ern.

Zürich 1982. Bearb. I. Dreecken). – Tausend eine (!) Nacht.

A. König. Leipzig 1841. – Die schönsten Mährchen der Tausend und Einen Nacht. F. Hoffmann. Leipzig 1842. – Dalziels illustrirte Tausend und Eine Nacht. Berlin 1885. – Tausend und eine Nacht. M. Henning. Leipzig o. J. (1895–

97). – Das Buch der Tausend Nächte und der einen Nacht.

C.v. Karwath. Wien 1906–14. (NA: München 1987). – Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten. F. P. Greve.

Frankfurt 1907. – Tausendundeine Nacht. P. Benndorf.

Stuttgart 1910. – Tausendundeine Nacht. P. Ernst. Leipzig 1913. – Arabische Nächte, Erzählungen aus Tausend und Eine Nacht. E. L. Schellenberg. Weimar 1914. – Die Erzäh-lungen aus den Tausendundein Nächten. E. Littmann.

Leipzig 1921–28 (Vorwort H.v. Hofmannsthal. Nach dem arab. Urtext der Kalkutta-Ausgabe von 1839. NA: Frank-furt 1969; 1976; 1984). – Die Erzählungen aus den tau-sendundein Nächten. F. Tauer. Frankfurt 1966 (ern.

u.d.T. Neue Erzählungen aus den tausendundein Nächten.

Frankfurt 1983). – Arabische Märchen. M. Weisweiler.

Düsseldorf/Köln 1965. – Die Erzählungen aus den Tau-sendundein Nächten. F. Tauer. Leipzig 1983 (ern. Frank-furt 1984; 1989). – Märchen aus Tausendundeiner Nacht.

G. Weil. Stuttgart 1990. – Märchen aus Tausendundeiner Nacht. H. Smola (bearb.). Hamburg 1993. – Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Hg. H. Grotzfeld. Köln 1994. – Tausendundeine Nacht. H. Max. Zürich 1994. – Tausend-undeine Nacht. F. Tauer. Frankfurt 1995. – Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Hg. J. Bürgel/M. Cherou.

Stuttgart 1995. – Märchen aus Tausendundeiner Nacht.

Hg. H. Grotzfeld. Reinbek 1995.