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ben Schwaben, zwei Blaubartmärchen (Die drei Bräute, Das goldene Ei), das an das bekannte Mär-chen von Hänsel und Gretel erinnernde Die Königs-kinder, Schwankmärchen (rr Das Märchen vom wah-ren Lügner,rr Die drei dummen Teufel) und Zauber-märchen (Die Perlenkönigin, Der Schäfer und die Schlange, Des Teufels Pate, Die Rosenkönigin). Die Sammlung enthält neben Zaubermärchen, Schwän-ken, Tiermärchen, Sagen, Exempelgeschichten und Allegorien auch ein Kettenmärchen (Vom Mäuslein Sambar, oder die treue Freundschaft der Thiere).ee Weit mehr als die Hälfte geht auf schriftliche Vorla-gen zurück (z. B. Märchen aus der »Bibliothèque Bleue«; Ludwig Aurbacher; Justinus Kerner; → Pañcatrantra). B. übernahm dabei auch Märchen von anderen Beiträgern (allein neun Märchen wur-den von Wilhelmine Mylius aufgezeichnet). Das sich an die Vorrede anschließende erste Märchen Des Märchens Geburt ist eine Allegorie in Märchen-t form: zwei sich langweilenden Königskindern (=

Menschen in ihrem Kindheitsparadies) wünscht die Mutter (=Natur) den Wundervogel Phantasie herbei, der in ihren Schoß ein goldenes Ei legt, aus dem das elfengleiche Wesen Märchen ausschlüpft. In der be-rühmtem Vorrede knüpft B. an die bei den Brüdern Grimm bereits getroffene Unterscheidung zwischen Märchen und Sage an und ordnet beide Erzählfor-men zwei unterschiedlichen Erzählfor-menschlichen Lebens-phasen zu: »Das Märchen ist dem Kindesalter der Menschheit vergleichbar; ihm sind alle Wunder möglich, es zieht Mond und Sterne vom Himmel und versetzt Berge. Für das Märchen gibt es keine Nähe und Ferne, keine Jahrzahl und kein Datum, nur allenfalls Namen, und dann entweder sehr ge-wöhnliche, oder sehr sonderbare, wie sie Kinder er-finden. Die Sage ist dem Jugendalter zu verglei-chen; in ihr ist schon ein Sinnendes, Ahnungsvol-les, ihr Horizont ist enger, aber klarer, wie der des Märchens […] sie strebt in gewissen Zügen doch schon dem Alter der Reife, der Geschichte, zu.« – Bei der Ausgabe von 1853 trifft man über die be-reits erwähnten Märchen der Erstausgabe hinaus viele Märchen an, die in gleicher oder ähnlicher Form auch in den Kinder- und Hausmärchen dern Brüder Grimm anzutreffen sind: Das tapfere Schneiderlein, Die Probestücke des Meisterdiebs, Das Rotkäppchen, Die Goldmaria und die Pechma-ria, Hans im Glücke, Tischlein Deckdich, Dornrös-chen, SchneeweißDornrös-chen, Aschenbrödel u. a. Weiterel populäre Märchen sind Das Märchen vom Schlaraf-fenland oderd Der Wettlauf von Hase und Igel. Neben den traditionellen Zauber- und Schwankmärchen findet man auch Legendenmärchen (Das Tränen-krüglein, Der Schmied von Jüterbogk, Der Mönch

und das Vöglein), Tiermärchen (Die Katze und die Maus, Der Hase und der Fuchs) und ein allegori-sches Märchen vor (Die Kornähren).

Bedeutung: B., der eigentlich kein Märchen-, sondern ein Sagensammler war, steht mit seinem Märchenbuch in der Traditionslinie der Nachfolger Grimms. Zugleich stellt sein Werk den Höhe- und Endpunkt einer Entwicklungslinie des popularisier-ten literarischen Märchens dar (Bottigheimer 1997).

In seiner Vorrede und den Anmerkungen wies B. auf seine Quellen hin (zeitgenössische Märchensamm-lungen, literarische Quellen des 16./17. Jhs.). Durch den häufigen Verweis auf mündliche Überlieferung versuchte B. jedoch, diesen Sachverhalt zu ver-schleiern, weil er seine Abhängigkeit von der Grimmschen Märchensammlung nicht zugeben wollte. Im Sinne des Zeitgeistes wandte sich B. ge-gen Hinzudichtunge-gen wie etwa bei Karl Musäus und Christoph Martin Wieland, legitimierte jedoch die gelegentlich erforderliche dichterische Bearbeitung der Märchenvorlagen. Auch B.s pädagogisches In-teresse entsprach den zeitgenössischen Vorstellun-gen. In der Zeitschrift Germania hatte B. 1852 ver-kündet, »das ächte und rechte Märchen ist nur das Kindermärchen«. Damit knüpfte B. an die Märchen-reflexion der Zeit an: seit Herders Überlegungen zur Volksliteratur hatte sich der Topos durchgesetzt, daß das Märchen nicht nur der Frühphase der Mensch-heit, sondern der Kindheit jedes einzelnen Men-schen zuzuordnen sei. Wegen der Rücksichtnahme auf das kindliche Publikum lehnte B. die Darstellung unpassender und unsittlicher Verhaltensweisen ab und wandte sich damit indirekt gegen die Mode der orientalischen Liebesmärchen, die durch die Gal-landsche Übersetzung von → Tausendundeine Nacht auch in Deutschland im Schwange war. Für B.t war die Tugendhaftigkeit der positiven Märchenfi-guren oberstes Prinzip. Aus diesem Grunde vermied B. es auch, in seinem Neuen Deutschen Märchen-buch das Motiv der bösen Stiefmutter aufzugreifen (Vorrede B.s zur Ausgabe von 1856). In diesen Aus-wahlprinzipien offenbart sich am deutlichsten der Gegensatz zwischen B. als wissenschaftlichem Sammler und als Kindermärchenerzähler. Die Verla-gerung der Märchen in eine vorindustrielle klein-bürgerliche Welt, die Hervorhebung klein-bürgerlicher Tugenden (Sittlichkeit, Fleiß, Gehorsam, Gottes-furcht) und die anheimelnd-sentimentalen Holz-schnitte deuten darauf hin, daß B. die Märchen mehr bearbeitet hat als er zugeben wollte. Zwar sollte das Werk ein »Volksbuch« (Vorwort zur 12. Auflage 1853) werden, aber es richtete sich eher an ein auf-geklärtes Bürgertum. Die amüsanten Anspielungen auf Zeitgenossen und die deutsche Geschichte

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wirken einen Desillusionierungseffekt, denn die un-gefähre Welt des Märchens wird in einen zeitlich und räumlich eingegrenzten Rahmen eingeordnet.

Im komischen Stil, der durch Archaismen und Pro-vinzialismen noch verstärkt wird, lebt der witzige Märchenton des späten 18. Jhs. fort. Im Gegensatz zu Musäus wirken B.s Märchen dennoch dezenter, vor allem weil B. die einfache kurze Erzählform des Volksmärchens respektierte. Wegen der Quellenan-gaben des Autors und der Kürze der Märchen hat man in der Forschung B.s Märchenbuch immer wie-der wie-der Volksmärchen-Tradition zugeordnet, ob-wohl es sich eigentlich um volksmärchenhaft ver-faßte witzige Kunstmärchen handelt (Ewers 1997).

Rezeption: Der Erfolg des Deutschen Märchen-buchs spiegelt die Nachfrage nach Märchen in Deutschland wider, die seit der Mode der französi-schen Feenmärchen zum populären Lesestoff wur-den. B.s Märchenbuch war bis zu Beginn des 20.

Jhs. die erfolgreichste deutschsprachige Märchen-sammlung. In den ersten sieben Jahren erreichte das Werk eine Auflage von 70.000 Exemplaren (Schneider 1980). Die Verkaufszahlen (bis 1900 wurden ca. 700.000 Exemplare verkauft, 1919 er-schien die 69. Auflage) übertrafen diejenigen der Kinder- und Hausmärchen um ein Vielfaches. Dazun trugen u. a. auch die positiven Kritiken und der bil-lige Preis von 10 Silbergroschen bei. Dieser für ein jugendliches Lesepublikum gedachte Bestseller ge-wann durch die bevorzugte Darstellung des Bau-ern- und Kleinbürgermilieus und die volkstümli-chen Illustrationen Ludwig Richters (die übrigens im 20. Jh. mehrfach zur Illustration der Kinder- und Hausmärchen verwendet wurden) den Status einern volkstümlichen Ausgabe, während die Grimmschen Märchen, obwohl sie sich schon durch den Titel an eine kindliche Zuhörerschaft wenden, mehr das Image einer populärwissenschaftlichen Ausgabe hatten (Bottigheimer 1990). Das gewandelte Buch-marktinteresse in Deutschland nach 1900 führte auch zu einer Neubewertung der Grimmschen und B.schen Märchensammlungen. Obwohl nach dem Erlöschen des Copyrights 1918 zahlreiche Parallel-ausgaben von Bechsteins Märchenbuch erschienen und 1926 die 70. Auflage erreicht war, stand B.s Werk in der Beurteilung der Pädagogen und For-scher (vor allem bei den Vertretern der Jugend-schriftenbewegung) weit hinter der Bedeutung der Kinder- und Hausmärchen. B. wurde nunmehr als Vertreter einer bürgerlichen vorindustriellen Ideo-logie angesehen, während man die Echtheit und Volkstümlichkeit der Grimmschen Märchenedition anpries. Eine allmähliche Zunahme der Auflagen ist während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu

beobachten. Das wissenschaftliche Interesse an B.

erwachte erst wieder, als 1965 eine von Walter Scherf herausgegebene Gesamtausgabe der Mär-chen erschien.

Ausgaben: Leipzig 1845.- Leipzig 1853. – Leipzig 1857. – Halle 1891. – Berlin 1892 (Sämtliche Märchen). – Leipzig 1926. – Stuttgart 1935. – Berlin 1961. – München 1965 (Hg. W. Scherf). – Dortmund 1977. – Stuttgart 1983.

– München 1984. – München 1988. – Weinheim 1990. – Stuttgart 1992. – Frankfurt 1994. – Hamburg 1994. – Jena/Köln 1997. – Stuttgart 1997 (Hg. H.-H. Ewers).

Verfilmung: Der Hasenhüter. DDR 1977 (Regie:

U. Schmenger).

Fortsetzung: Neues Deutsches Märchenbuch. 1956.

Werke: Thüringische Volksmärchen. 1823. – Mähr-chenbilder und Erzählungen, der reifern Jugend gewid-met. 1829. – Die Reisetage. 1836. – Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes. 4 Bde. 1835–1838. – Der Sagenschatz des Frankenlandes. 1842. – Romantische Märchen und Sagen. 1855. – Neue Volksbücher mit Holz-schnitten. Die Mären vom Rübezahl, dem Geiste des Rie-sengebirges. 1855. – Mythen und Sagen Tirols. 1857. – Thüringer Sagenbuch. 1858.

Literatur: R. Bechstein: L. B. in seinem wissenschaftli-chen Wirken (in: A. Schaubach (Hg.): Einladungsschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Hennebergi-schen altertumsforHennebergi-schenden Vereins zu Meiningen. Mei-ningen 1882. 36–105). – P. Bekes/J. Vittinghoff: Blaubarts letzte Reise. Eine Unterrichtsreihe zu den Blaubart-Mär-chen von Perrault, B. und Rühmkorf (Praxis Deutsch 17.

1990. 56–64). – W. Bellmann: L. B. (in: Enzyklopädie des Märchens. Bd. 2. Berlin/New York 1979. 15–19). – R. Bens:

L. B. (in: R. B.: Einige »Aussteiger aus der Pharmazie«.

Stuttgart 1989. 7–104). – K. Boost: L. B.: Versuch einer Biographie unter besonderer Berücksichtigung seines dichterischen Schaffens. Diss. Würzburg 1925. – R. Bottig-heimer: L.B.’s Fairy Tales: Nineteenth Century Bestsellers and Bürgerlichkeit (IASL 15. 1990. 55–88). – R. Bottighei-mer: L. B.: Deutsches Märchenbuch (in: O. Brunken/B. Hur-relmann/K.U. Pech (Hgg.): Handbuch zur Kinder- und Ju-gendliteratur. Von 1800 bis 1850. Stuttgart 1998. Sp.

977–993). – A. Fiedler: L. B. als Sagensammler und Sagen-publizist (Deutsches Jb. für Volkskunde 12. 1966. 243–

266). – K. Herrmann: Die Rolle der Hexe in den Märchen der Brüder Grimm und L.B.s. Ph.D. Diss. Portland State Univ. 1988. – W. Huschke: Der Dichter L. B. (Genealogi-sches Jb. 6/7. 1967. 43–78). – K. Kaiser: L. B. (in: Hand-wörterbuch des Märchens. Bd. 1. 1932. 216–229). – T. Linschmann: L.B.s Schriften. Meiningen 1907. – H. Lucke: Der Einfluß der Brüder Grimm auf die Märchen-sammler des 19. Jhs. Diss. Greifswald 1935. – K. Schmidt:

Untersuchungen zu den Märchensammlungen von L. B. Leipzig 1935 (Reprint 1984). – S. Schmidt-Knaebel:

L.B.s Sagensammlungen in der linguistischen Analyse:

Die Textanfänge und Titel der »Thüringer Sagen« in den Fassungen von 1835–38 und 1858 (Euphorion 89. 1995.

455–484). – R. Schneider: B.s »Deutsches Märchenbuch«.

Ein Beitrag zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte.

Diss. Wuppertal 1980. – M. Vogt: »vom hühnchen und hähnchen« und von der Sprache bei L. B. und Gerhard Rühm (in: T. Eicher (Hg.): Märchen und Moderne. Münster

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1996. 165–176). – K. Wasserfall: L.B.s Märchenbücher un-ter Berücksichtigung seiner sonstigen Werke, vor allem der Abhandlungen und Werke über Märchen und Sage wie der Sagensammlungen. Diss. Heidelberg 1926.

Belloc, Hilaire (d. i. Joseph Hilaire Pierre René Belloc)

(* 27. Juli 1870 St. Cloud (bei Paris); † 16. Juli 1953 Guildford/Surrey)

B. war der Sohn eines Franzosen und einer Englän-derin und wurde nach seinem Großvater, dem Maler Hilaire B., benannt. Als im Herbst 1870 der Preu-ßisch-Französische Krieg ausbrach, floh die Familie nach England. Unter der Obhut seiner Mutter, der Vater starb 1872, wuchs B. in Sussex auf und wurde streng katholisch erzogen. Er besuchte die Schule in Birmingham. 1891 absolvierte er einen neunmona-tigen Militärdienst bei der französischen Armee.

Von 1892 bis 1895 studierte er Geschichte am Bal-liol College in Oxford. Trotz seines exzellenten Ex-amens erhielt er (vermutlich wegen seines offen zur Schau gestellten Antisemitismus) kein Forschungs-stipendium. B. verdiente sich seitdem seinen Unter-halt als Schriftsteller und Vortragsreisender. 1896 heiratete er die Amerikanerin Elodie Hogan, mit der er fünf Kinder hatte. Als militanter Katholik wollte er zusammen mit dem Dichter Gilbert Keith Chester-ton die Diskussion um die Rolle der Religion in der modernen Gesellschaft bestimmen und geriet da-durch in polemische Auseinandersetzungen mit Bernard Shaw und Herbert George Wells. 1902 er-warb er die britische Staatsbürgerschaft. Von 1906 bis 1910 war er Parlamentsabgeordneter der libera-len Partei und von 1911 bis 1913 Leiter des English Department of East London College. Seit dem Tod seines Sohnes im Zweiten Weltkrieg (1941) hatte er keine Schriften mehr veröffentlicht. Er starb 1953 an den Folgen eines Unfalls.

Auszeichnungen: Ehrendoktor der Universität Glasgow 1920; Ritter des Ordens vom Heiligen Ge-org 1934 (verliehen vom Papst).

Cautionary Tales for Children, Designed for the Admonition of Children between the Ages of Eight and Fourteen Years

(engl.; Warngeschichten für Kinder). Sammlungrr von Geschichten in Versform, erschienen 1907 mit Illustr. von B. T. B. (d. i. Lord Basil Blackwood).

Entstehung: Während er 1896 in Oxford auf die Bewilligung eines Stipendiums zur Fortsetzung des Studiums wartete, schrieb B. zum Zeitvertreib sein erstes Kinderbuch The Bad Child’s Book of Beasts, das beim Oxforder Verlag Alden & Co. veröffentlicht wurde. Ein Jahr später erschien eine Fortsetzung More Beasts for Worse Children. Beide Bücher ent-halten komische Gedichte über Tiere (The Yak, The Elephant,tt The Whale), zu denen die mittelalterli-chen Bestiarien Pate standen. Am bekanntesten wurden jedoch B.s Cautionary Tales, die wie alle frühen Kinderbücher B.s von seinem Studienfreund Lord Basil Blackwood, der mit dem Pseudonym B. T. B. unterzeichnete, illustriert wurden. 1930 ver-faßte B. eine Fortsetzung, zu der Nicolas Bentley die Zeichnungen anfertigte. 1939 wurden B.s sieben Kinderbücher (neben den bereits erwähnten gehö-ren dazu noch: A Moral Alphabet (1899),t More Peers (1911) und Ladies and Gentlemen (1932)) erst-n mals zusammen ediert. Für diese Gesamtausgabe hat sich heute der Titel Cautionary Verses durchge-setzt.

Inhalt: Schon in seinem Vorwort gibt B. ironisch zu erkennen, daß er Kinder für boshaft hält und vergleicht ihr ungebührliches Verhalten mit demje-nigen von Tieren (»I call you bad, my little child/

upon this title page, Because a manner rude and wild/Is common at your age.«). Zu den bekannte-sten Stücken zählen diejenigen von Jim, Who Ran Away From His Nurse and Was Eaten By a Lion;

Henry King, Who Chewed Bits of String, and Was Early Cut Off in Dreadful Agonies; Mathilda, Who told Lies, and Was Burned to Death und Rebecca, Who Slammed Doors for Fun and Perished Misera-bly. Die Kinder müssen für das Nichtbeachten einesyy Verbots oder für ihre Leidenschaften (Schnüre kauen, Türen schlagen, Lügengeschichten erzählen) mit einem grausamen Tod bezahlen, der in einem Mißverhältnis zu ihren Handlungen steht (so wird etwa Rebecca beim Türenschlagen von einer Mar-morbüste erschlagen und dabei platt gedrückt wie ein Pfannkuchen). Ihrem Schicksal stehen die El-tern und Erwachsenen gleichgültig gegenüber. In ihrem Fatalismus sehen sie sogar schon das böse Ende ihrer Kinder voraus und unternehmen keiner-lei Rettungsmaßnahmen. Im letzten Gedicht wird als Kontrastmodell der tugendhafte Charles Augu-stus Fortescue, Who Always Did What was Right, and So Accumulated an Immense Fortune vorge-e stellt, dessen Bravheit und Dümmlichkeit ebenfalls parodiert wird.

Bedeutung: B. verfaßte seine sämtlichen Kinder-bücher in Versform, wobei er die Metrik älterer Warngeschichten für Kinder nachahmte. Der Autor

Belych, Grigorij/Panteleev, Leonid 91

verstand seine beiden Cautionary Tales-Bände als Parodie auf das in England im 19. Jh. verbreitete Genre der »cautionary tales«, in denen Kinder vor sündhaftem und schlechtem Verhalten gewarnt und ihnen drakonische Strafen angedroht werden (Anne u. Jane Taylor, Mary Elliott, Elizabeth Turner). B.

nahm sich dabei→ Heinrich Hoffmanns Bilderbuch Der Struwwelpeter (1845) zum Vorbild, das 1848r ins Englische übersetzt wurde. B. steigert die gro-tesken Momente, die bereits bei Hoffmann auftre-ten, indem er absurde Handlungen darstellt. Der makabre Humor wird dabei durch die karikaturisti-schen Zeichnungen unterstützt.

Stilistisch zeichnen sich die Verse durch unge-wöhnliche Reime (Rolls Royces – Voices; He hadn’t gone a yard when – Bang! with open jaws, a Lion sprang), unbekannte Fremdwörter und Nonsensbe-griffe (Pachyderm, wanderoo) und lustige Perso-nennamen aus (Rebecca Offendort, Godolphin Horne, John Vavassour de Quentin Jones).

Rezeption: Die Cautionary Tales for Children er-n reichten hohe Verkaufsziffern (innerhalb von drei Monaten waren schon 4.000 Exemplare verkauft worden). Die Popularität dieses Werks wurde noch durch die Sängerin Clara Butt unterstützt, die bei ihren Konzerten einige vertonte Kindergedichte B.s vortrug. Obwohl einige Kritiker die fremdenfeindli-chen und antisemitisfremdenfeindli-chen Äußerungen in einigen Gedichten (z. B. The Three Races) verurteilten, konnten sie den Erfolg des Buches nicht aufhalten, (Scholt 1988). Außerhalb Englands ist das kinderli-terarische Werk B.s bisher unbekannt geblieben.

Ausgaben: London 1907. – New York 1922. – London 1939 (Cautionary Verses: The Collected Humorous Poems of H. B.). – New York 1941 (Selected Cautionary Verses). – Harmondsworth 1950 (Cautionary Verses). – Harmonds-worth 1964 (Selected Cautionary Verses). – New York 1970 (Matilda, Who Told Lies […]). – New York 1975 (The Yak, the Python and the Frog). – London 1987 (Jim Who Ran Away). – Harmondsworth 1992 (Mathilda Who Told Lies).

Übersetzungen: Georg und die Katastrophe; Maria;

Jack und sein Pony. J. Krüss (in: J. Krüss (Hg.): Seifenbla-sen zu verkaufen. Gütersloh 1972). – Matilda. H. Rowohlt.

Zürich 1993. – Hilaire Bellocs Klein-Kinder-Bewahr-An-stalt. H.-M. Enzensberger. Zürich 1998.

Fortsetzung: New Cautionary Tales. 1930.

Werke: The Bad Child’s Book of Beasts: Verses. 1896. – More Beasts (for Worse Children). 1897. – A Moral Alpha-bet. 1899. – More Peers. 1911. – Ladies and Gentlemen.

1932.

Literatur: Chesterton Review 12. 1986 (Sondernr. H. B.).

– J. P. Collin: The Chesterbelloc and Modern Sociopolitical Criticism (in: M. H. MacDonald/A. Tadie (Hgg.): G. K. Che-sterton and C. S. Lewis: The Riddle of Joy. Grand Rapids, Mich. 1989. 173–191). – E. Cummings: H. B.: The Christian Warrior (Faith and Reason 12. 1986. 257–297). – R.

Hamil-ton: H. B. London 1945. – R. Haynes: H. B. London/New York 1953. – R. D. Hickson: The Chesterbelloc, Catholic Dogma, and the Grateful Consent to Paradox and Mystery (Faith and Reason 12. 1986. 179–209). – D. Jago: The Stoicism of H. B. (Renascence 27. 1975. 89–100). – L. Jeb:

H. B. and Maurice Baring: A Meeting of Minds (The Ches-terton Review 19. 1988. 63–83). – E. u. R. Jebb: Testimony to H. B. London 1956. – J. Koschmieder: H. B. als Essayist und Erzähler. Diss. Freiburg 1956. – H. Link: H. B.s Welt-anschauung, dargestellt auf Grund seiner wichtigsten Ro-mane und Essays. Diss. Erlangen 1929. – M. B. Lowndes:

The Young H. B. New York 1956. – J. P. McCarthy: The His-torical Vision of Chesterbelloc (Modern Age 26. 1982.

175–182). – J. P. McCarthy: H. B. and Catholic History (Thought 67. 1992. 62–73). – M. Markel: H.B.’s Spiritual Odyssey (in: E. A. Singer (Hg.): Essays on the Literature of Mountaineering. Morgantown, W. V. 1982. 52–61). – M. Markel: H.B.’s Uncollected Political Verse (English Lite-rature in Transition 32. 1989. 143–156). – J. B. Morton:

H. B.: a Memoir. London/New York 1955. – G. Scholt: H. B.

(in: J. Bingham (Hg.): Writers for Children. New York 1988. 49–54). – A. Sherbo: Belated Justice to H. B., Versi-fier (Studies in Bibliography 45. 1992. 251–264). – R. Speaight: The Life of H. B. London 1957. – H. Van Tahl (Hg.): B.: A Biographical Anthology. New York 1970. – P. Whigham: The Road Not Taken (Chesterton Review 11.

1985. 307–319). – F. Wilhelmsen: H. B.: No Alienated Man.

London 1954. – A. N. Wilson: Boiling B. (Essays by Diver Hands 43. 1984. 117–138). – A. N. Wilson: H. B. New York 1985. – W. Woelwer: H. B. und sein Eintreten für den Ka-tholizismus in England. Diss. Bonn 1937.