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(* 17. August 1897 Concavada, Abrantes; † 17. März 1958 Rio de Janeiro)

B. wuchs in Lissabon auf und verbrachte einige Ju-gendjahre in Angola. Zurückgekehrt nach Lissabon, schrieb er Reportagen über das Leben in der Groß-stadt, die Altstadt Alfama, den Alltag ihrer Bewoh-ner und den Fado. Als stadtbekannter Journalist fand er Zugang zu literarischen Zirkeln und wurde selbst ein Vertreter des literarischen »modernismo«.

Mit dem portugiesischen Nationaldichter Fernando Pessoa verband ihn eine enge Freundschaft. Er übersetzte die Lieder Pessoas ins Englische, wäh-rend Pessoa über ihn einen Essay verfaßte. B.

schrieb mehrere Dramen, Erzählungen und Ge-dichtbände. Mit dem berühmt gewordenen Werk Canções (Lieder, 1921) rief er wegen der freizügigen Darstellung des Narzißmus und der Integration von Alltagsjargon einen Skandal hervor. 1947 emi-grierte B. nach Brasilien. Er starb in Rio de Janeiro an den Folgen eines Autounfalls.

O livro das crianças

(portug.; Das Buch der Kinder). Band mit Erzählun-r gen für Kinder, erschienen 1931 mit Illustr. von Carlos Carneiro.

Entstehung: B. zeigte bereits in seinen Erzählun-gen und ReportaErzählun-gen für Erwachsene, daß er eine Begabung für die Darstellung von Kindern hatte. Er beteiligte sich an der Diskussion um die Konstituie-rung einer neuen Kinderliteratur und forderte die Integration des Modernismus im Kinderbuch. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, schrieb er selbst Erzählungen für Kinder, die zu-nächst in Zeitschriften erschienen, ehe sie 1931 zu einem Buch zusammengefaßt wurden.

Inhalt: Der allen unglücklichen und armen Kin-dern gewidmete Band enthält elf Geschichten. Ei-nige von ihnen sind Nacherzählungen bekannter Fabeln und Märchen (O prazo de completar a vida – Die Frist, das Leben abzuschließen; Um caso que podia ser fatal – Ein Fall, der verhängnisvoll hättel sein können; O leão e o burro – Der Löwe und der Esel). Bei anderen griff B. auf Märchenmotive zu-rück, die er zu neuen Erzählungen verknüpfte. In O preguiçoso (Der Faulpelz) und O João pateta (Dera dumme Johannes) finden sich Anklänge an das portugiesische Volksmärchen vom dummen João, der dennoch sein Glück macht und dieses leichtfer-tig wieder aufs Spiel setzt (vergleichbar dem → Grimmschen Märchen vom Hans im Glück). Die

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Erzählungen O três braceletes de Salomão (Die drei Armreifen des Salomon) und A Macaquinha Bilau (Der blaue Vogel) stellen moderne Fassungen po-pulärer Fabeln dar. Die übrigen Geschichten sind eigene Erfindungen des Autors und zeichnen sich durch einen moraldidaktischen Charakter aus. In As três peneiras möchte Raul seiner Mutter ver-geblich von seinem Mitschüler António berichten.

Weil dabei aber auf Fragen der Mutter in dem Be-richt die drei Tugenden Wahrheit, Nächstenliebe und Notwendigkeit nicht erfüllt werden, muß Raul darauf verzichten. In Sonho de artista (Der Trauma des Künstlers) verwirklicht ein schwerkranker Junge seine Vision vom Glück, indem er ein prachtvolles Bild malt. Die letzte Geschichte: Uma história pequenina (Eine sehr kleine Geschichte)a handelt vom Gespräch eines Vaters mit seinem Sohn über die verunstalteten Hände der von dem Jungen ansonsten als schön empfundenen Mutter.

Sie habe ihn als Säugling aus einer brennenden Wiege gerettet und sich dabei ihre Verletzungen zugezogen.

Bedeutung: In einer Zeit, als in Portugal nur mo-raldidaktisch ausgerichtete Lesebücher oder Fabel-bzw. Märchensammlungen für Kinder als Lektüre vorgesehen waren, wirkte das Buch von B. ausge-sprochen modern. Obwohl der Autor sich mit der Thematik und den moralischen Schlußfolgerungen an den Zeitgeschmack anpaßte, zeichnet sich die Darstellung der Kindergestalten durch eine Expres-sivität in der Schilderung der kindlichen Gefühls-welt und genaue Kenntnis der kindlichen Psyche aus. B. spart die Konflikte zwischen Kindern und Erwachsenen nicht aus und kritisiert indirekt das fehlende Verständnis für die Bedürfnisse des Kin-des. In der sprachlichen Gestaltung entfernte sich B.

von der süßlich-moralisierenden Sprache früherer Kinderbücher und brach dem Modernismus in der Kinderliteratur Bahn. Die sachlich-einfache Dar-stellung wird durch lyrische Passagen und unge-wöhnliche Metaphern ergänzt und vermittelt da-durch einen Eindruck von der kindlichen Alltags-perspektive. Der Wechsel zwischen Märchen bzw.

Fabel, in denen der Schwächere durch List oder Güte siegt, und Kinderalltagsgeschichte, in der die Kinder die Position des Schwächeren einnehmen, hebt nicht nur die gegenseitige Verankerung von Phantasie- und Alltagswelt hervor, sondern stellt zugleich eine vehemente Kritik am Verhalten der Autoritäten (Eltern, Priester, Arzt) dar. Im Gegen-satz zum Märchen kommt das Kind hier nicht zu seinem Recht, sondern wird lediglich belehrt oder muß sich ein Surrogat im Traum oder Kunstwerk schaffen.

Rezeption: O livro das crianças wurde von Fer-nando Pessoa und Federico García Lorca in der Presse überschwenglich gelobt und fand als Schul-lektüre weite Verbreitung in Portugal. Das Buch wurde u. a. ins Englische übersetzt und sogar in Ir-land in den Schullektürekanon aufgenommen (Pi-res 1990).

Ausgaben: Lissabon 1931. – Lissabon 1945 (in: Obras completas). – Lissabon 1975.

Werke: O meu amor pequeno. 1934. – Dar de beber a quem tem sede. 1935.

Literatur: A. de Carvalho: A través da obra do Sr.

A. B. Porto 1938. – M. Gular: A. B., poeta (Estrada Larga 3.

1962). – A. A. Miranda u. a.: Dossier A. B. (Letras e Letras 7. 1994. 17–36). – J. Mattos: A. B. (Letras e Letras 7. 1994.

24–32). – F. Pessoa: A. B. e o Ideal Estético (in: Páginas de doufrina Estética. Lissabon 1946). – M. L. Pires: História da literatura infantil em Portugal. Lissabon 1990. – J. Régio:

A. B. e o amor. Porto 1938. – J. G. Simões: A loucura na poesia portuguesa (in: Literatura, Literatura, Literatura.

Lissabon 1964).

Bouwer, Alba (d. i. Albertha Magdalena Bouwer)

(* 16. März 1920 Vredefort)

B. besuchte zunächst die Dorfschule im Distrikt Vredefort. Nach dem Tod des Vaters zog ihre Mutter nach Klein Drakenstein/Paarl. B. besuchte dort die Höhere Mädchenschule »La Rochelle«. Nach dem Lehrerexamen am Hugenotten-Universiteitskollege in Wellington unterrichtete sie zunächst an einer Schule in Burgersdorp und seit 1947 in Kapstadt.

Sie arbeitete ein Jahr in der Redaktion der Zeit-schrift Huishouding, danach beim Südafrikanischen Rundfunk, wo sie für das Kinderprogramm zustän-dig war. Von 1950 bis 1963 war sie Redaktionsassi-stentin bei der Zeitschrift Sarie Marais. 1963 heira-tete sie Hubert Coetzoe, der sechs Jahre später starb.

Sie ist seit 1975 mit dem Prokuristen Jan Hofmeyr verheiratet.

Auszeichnungen: Scheepers-prys vir Jeuglektuur 1959/1962. – C. P. Hoogenhout-toekenning 1962/

1971/1983.

Stories van Rivierplaas

(afrs.; Geschichten vom Flußhof). Realistischer Kin-ff derroman, erschienen 1955 mit Illustr. von Katrine Harries.

Entstehung: Während ihrer Tätigkeit beim Süd-afrikanischen Rundfunk begann B., für das von ihr

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geleitete Kinderprogramm eigene Geschichten auf-zuschreiben, die sie dann selbst vortrug. Der Erfolg spornte sie an, ein umfangreicheres Werk zu verfas-sen, in dem sie eigene Kindheitserinnerungen ver-arbeiten konnte. Daraus entstand Stories van Ri-vierplaas, das zunächst in Fortsetzungen in der Zeitschrift Sarie Marais erschien.

Inhalt: Die zehn Geschichten handeln von dem neunjährigen Mädchen Alie, das mit Eltern und Bruder auf einer Farm am Fluß (»Rivierplaas«) im Freistaat lebt. Ihre Hauptansprechpartnerin ist die Basoeto-Frau Melitie, die mit ihren beiden Kindern in einer Hütte in der Nähe wohnt und Alies Eltern den Haushalt führt. Melitie tröstet Alie, erzählt ihr lustige Geschichten und geht gutwillig auf ihre Fra-gen und Ideen ein, so daß sie des öfteren von Alies Mutter ermahnt wird, darüber den Haushalt nicht zu vernachlässigen. Alie spielt mit den Basoeto-Kindern, am liebsten ist sie jedoch mit ihrer gleich-altrigen syrischen Freundin Lulu zusammen. Der Alltag Alies ist durch den täglichen Gang zur Dorf-schule, die Arbeit auf der Farm und das Spiel auf der Wiese, auf der Straße oder in der Scheune be-stimmt. Jedes neue Ereignis wird deshalb mit Be-geisterung aufgenommen: ein Paket von der Tante aus Boland (Die Kissie van die Boland), der Wasch-tag am Fluß mit einem Picknick (Wasdag by die Ri-vier), die Schulferien und der Besuch bei der Groß-r mutter in Brakfontein (By Ouma op Brakfontein), die Ankunft der Schafscherer (As die Skeerders((

kom) oder die Fahrt in die Stadt, um Fotoaufnah-men machen zu lassen (Die Portret). Bei ihrem täg-t lichen Gang über das Hofgelände sammelt Alie die Hühnereier ein; als sie auf eine Mauer klettert, um ein Nest auszuheben, verliert sie das Gleichgewicht und fällt in den vollen Eierkorb hinein. Während die Mutter schimpft, hilft ihr Melitie beim Baden und Kleiderwechsel (Eiers Uithaal). In der letzten Geschichte kehrt Melitie in ihren Heimatkral zu-rück. Alie behält nur ein Foto von ihr zurück, das sie traurig auf ihren Nachtschrank stellt.

Bedeutung: Mit B.s erstem Kinderbuch beginnt ein neuer Abschnitt in der südafrikanischen Kin-derliteratur. Erstmals bestimmen die Gefühle und Gedanken eines Kindes das Geschehen. Die Ereig-nisse werden aus der kindlichen Sicht wiedergege-ben (Kruger 1991). Obwohl es sich um eine aukto-riale Erzählung handelt, ist es B. gelungen, mit den Dialogen zwischen den Kindern und der Beschrei-bung von kindlichen Spielen die kindliche Erleb-niswelt überzeugend darzustellen. B. konnte sich dabei auf ihre Kindheitserinnerungen an das Leben im Freistaat berufen. Durch ihren ständigen Kon-takt mit Kindern in der Schule und die Reaktionen

der kindlichen Zuhörer beim Rundfunk entwickelte B. einen eigenen kinderliterarischen Stil, der Ele-mente des mündlichen Erzählens integriert und bis dahin in der südafrikanischen Kinderliteratur nicht anzutreffen war.

Gegenüber den älteren südafrikanischen Kinder-buchklassikern stehen weder dramatische Aben-teuer noch andere überraschende Ereignisse im Mittelpunkt, sondern vielmehr der Alltag von Kin-dern, die auf dem Land aufwachsen. B. beschreibt eine Kinderidylle, die weder durch moderne Tech-nik noch die Hektik der Großstadt gestört wird. An-gesichts der in Südafrika herrschenden Apartheid kann das freundschaftliche Zusammenspielen zwi-schen Kindern verschiedener Rassen, das von den Erwachsenen toleriert wird, als Appell zur friedli-chen Koexistenz aufgefaßt werden. Die Idylle wird kurzfristig gestört durch die Erinnerungen der Großmutter an den Burenkrieg, den Bericht Melities vom Leiden der schwarzen Bevölkerung und durch den Abschied von Alies Kinderfrau.

Durch den Kontrast zwischen der unbezähmba-ren, draufgängerischen Lulu und der träumerisch veranlagten Alie gelingt es B. zugleich, Charakter-studien von Kindern zu zeichnen, die den jeweili-gen Figuren individuelle Züge verleihen. Neben den kleinen und großen Ereignissen im Leben Alies widmet B. viele Passagen den inneren Monologen und Gedanken der Hauptfigur, in denen sie über ihr Verhältnis zur Heimat nachdenkt oder den bibli-schem Psalm vom »Guten Hirten« als Beschreibung ihrer häuslichen Umgebung interpretiert. Ihre lusti-gen Ideen gibt sie vor allem Melitie preis, etwa wenn sie verrät, warum jeder Wochentag eine an-dere Farbe hat: die Farbgebung hänge vom Unter-richtsfach und von der Laune der Lehrerin ab. Die humorvollen Episoden werden durch bestimmte sprachliche Elemente verstärkt. Dazu gehört insbe-sondere die Lautmalerei bei der Wiedergabe von Geräuschen (Klingen der Armreifen Melities, Schleifen der Scheren, Klatschen der Füße im Was-ser usw.), die als Leitmotive immer wieder aufge-nommen werden und die Struktur der einzelnen episodischen Erzählungen bestimmen.

Rezeption: B.s Buch wurde von der Kritik und der kindlichen Leserschaft mit Begeisterung aufge-nommen. Der Erfolg spornte B. an, weitere Kinder-bücher und vor allem eine Fortsetzung zu verfas-sen. Zu der zweiten Auflage von Stories van Rivierplaas schrieb die bekannte Kinderbuchauto-rin → M.E.R. (d.i. Maria Elizabeth Rothman) ein Vorwort, in dem sie das Buch als kinderliterarischen

»Edelstein« bezeichnet. Viele moderne südafrikani-sche Kinderbuchautoren verdanken wesentliche