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(* 13. Oktober 1902 Alexandria, Louisiana; † 4. Juni 1973 Nashville, Tennessee)

Seine Eltern waren kreolischer Abstammung. Sein Vater arbeitete als Maurer und spielte Posaune in einer Kapelle, während seine Mutter bis zur Heirat als Lehrerin tätig war. 1905 zog die Familie nach Los Angeles, wo B. die Schule besuchte. Nach dem Tod seiner Mutter (1914) arbeitete er nebenbei als Gärtner und Zeitungsjunge. Von 1917 bis 1920 be-suchte er die San Fernando Academy, danach das Pacific Union College in Angwin, California. Nach dem Examen 1923 hatte er die Wahl zwischen einer Karriere als Schriftsteller oder als Wissenschaftler (er liebäugelte mit dem Plan, in englischer Philolo-gie zu promovieren) und entschied sich für den Bontemps, Arna/Hughes, Langston

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Dichterberuf. 1924 erschien sein erstes Gedicht (Hope) in der Zeitschrift Crisis. B. zog nach New York um und gehörte fortan zu den wichtigen Ver-tretern der Harlem Renaissance. Er schloß dort Freundschaft mit→ Langston Hughes. Mit ihm zu-sammen veröffentlichte er Anthologien, Gedicht-bände und Kinderbücher. Er gewann mehrere Preise für seine Gedichte. 1926 heiratete er Alberta John-son. Das Ehepaar bekam sechs Kinder. Bis 1931 un-terrichtete er an der Harlem Academy. 1931 er-schien sein erstes Buch: God Sends Sunday, dasyy wegen seiner kritischen Einstellung gegenüber der Religion zur Entlassung B.s führte. Er unterrichtete drei Jahre lang am Oakwood Junior College in Huntsville, Alabama und von 1935 bis 1937 an der Shiloh Academy in Chicago. B. erhielt ein Rosen-wald Stipendium für eine Studienreise durch die Karibik, um Material für einen historischen Roman zu sammeln. 1943 schloß er ein Examen an der Graduate School of Library Science, Univ. of Chi-cago, ab und arbeitete danach bis 1965 als Biblio-thekar an der Fisk University in Nashville. Er be-gründete dort die Langston Hughes Collection und richtete an der Fisk University ein Studienzentrum für afroamerikanische Kultur und Literatur ein. Seit 1966 gab er Seminare über afroamerikanische Lite-ratur und Geschichte an der Universität von Illi-nois. 1969 wurde er Lehrbeauftragter an der Yale University, wo er zugleich Kurator der → James Weldon Johnson Collection war. 1971 kehrte er nach Nashville zurück, um eine Autobiographie zu verfassen. Während dieser Arbeit starb er an einem Herzschlag.

Eine Sammlung von B.s Schriften befindet sich in der George Arents Research Library, Syracuse Uni-versity. Die Briefe von B. und Hughes sind in der James Weldon Johnson Collection, Yale University.

Auszeichnungen: »Opportunity« magazine Alex-ander Pushkin Poetry Prize 1926/1927; »Crisis«

poetry prize 1927; Opportunity magazine short story prize 1932; Rosenwald Fellowships 1938/

1942; Guggenheim Fellowships 1949/1954; Jane Addams Children’s Book Award 1956; James L. Dow Award 1967; Ehrendoktor Morgan State College 1969; Ehrendoktor Berea College 1973.

Popo and Fifina, Children of Haiti

(amer.; Popo und Fifina, Kinder aus Haiti). Kinder-roman, erschienen 1932, verfaßt zusammen mit→ Langston Hughes, mit Illustr. von E. Simms Camp-bell.

Entstehung: Während seines vierjährigen Auf-enthaltes in Huntsville begann B.s Interesse an der Kinderliteratur, auch weil er glaubte, daß das kind-liche Publikum weitaus besser für Botschaften zu erreichen sei. Mit seinen eigenen Kinderbüchern wollte B. dazu beisteuern, daß in der amerikani-schen Literatur mehr positive Bilder vom Leben der Schwarzen vermittelt würden. Er konnte seinen Freund Langston Hughes (ihre Korrespondenz um-faßt über 2.500 Briefe) überreden, mit ihm zusam-men einen Roman für Kinder zu verfassen. Es war für beide Autoren der erste Versuch, sich auf dem kinderliterarischen Sektor zu betätigen. Von Hughes, der sich 1931 drei Monate lang auf Haiti, speziell in Cape Haiti im Norden der Insel aufgehal-ten und mehrere kritische Artikel über die Armut der Bevölkerung und das anmaßende Verhalten der ehemaligen amerikanischen Besatzungsmacht in der Zeitschrift New Masses veröffentlicht hatte, stammte die Idee, ein Kinderbuch über Haiti zu schreiben. Nach der Vorlage des Manuskriptes be-wog der Verleger die Autoren, die ursprünglich in Patois geschriebenen Passagen im Hinblick auf das amerikanische Lesepublikum, das diesen kreoli-schen Dialekt nicht kennt, umzuschreiben.

Inhalt: Die zehnjährige Fifina und ihr achtjähri-ger Bruder Popo ziehen mit ihren Eltern Mama Anna, Papa Jean und dem Baby Pensina von einem Dorf im Inneren der Insel in eine größere Hafen-stadt. Papa Jean, der lange Zeit arbeitslos war, hofft auf eine Anstellung als Fischer. Zunächst finden sie mithilfe netter Nachbarn eine leerstehende Hütte in der Nähe vom Strand. Während der Vater anderen Fischern beim Fischzug hilft, arbeitet die Mutter zeitweise als Haushaltshilfe, so daß die älteren Kin-der auf sich selbst angewiesen sind. Sie helfen Kin-der Mutter, die Wäsche im Kanal zu waschen, und tra-gen durch Putz- und Botendienste zum Unterhalt der Familie bei. Ein Höhepunkt ist der Besuch bei der Großmutter im Heimatdorf. In der Nacht schleicht sich Popo heimlich zu einem Tanzfest mit Voodoo-Musik, wird aber von seinem älteren Vetter entdeckt und heimbegleitet. In der Stadt wird Popo Lehrling bei seinem Onkel, der eine Werkstatt für Holzschnitzereien besitzt. Als Belohnung für sein erstes Kunstwerk (ein Tablett mit Segelschiff) und seinen Fleiß unternimmt die Familie einen Ausflug zum Leuchtturm. Während des Picknicks werden sie von einem Sturm überrascht und kehren zwar durchnäßt, doch zufrieden über den Ausflug zu-rück.

Bedeutung: Die Thematik, Handlung und Ortsbe-schreibung sind überwiegend das Werk von Hughes, während sich B.s Einfluß vor allem im

poe-Bontemps, Arna/Hughes, Langston

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tischen Stil und den Passagen, die den kreolischen Dialekt nachahmen, bemerkbar macht. Beide Auto-ren stützten sich dabei auf die afrikanisch-kreoli-sche Volkskultur und strebten eine Verbindung des

»criollismo« mit der Bewegung des »New Negro« an.

Damit wandten sie sich gegen die traditionelle ste-reotype Darstellung von Afrikanern in der amerika-nischen Literatur und Kultur, die stark durch die

»minstrel tradition« geprägt war. Die gesellschafts-kritische Haltung beider Autoren tritt weniger in der Handlung als vielmehr in der Wahl des Ortes und den eingefügten historischen Reminiszenzen zutage. Haiti als ehemalige Sklaveninsel war sei-nerzeit die einzige von Schwarzen regierte Republik in der westlichen Hemisphäre. Der Kampf der Hai-tianer gegen den amerikanischen Imperialismus steht dabei wiederholt im Mittelpunkt der Gesprä-che zwisGesprä-chen den Kindern und Erwachsenen. Die vom Hafen aus sichtbare Zitadelle erinnert die Stadtbewohner an den siegreichen Kampf der Ur-einwohner gegen die Spanier. Doch nach den Spa-niern traten die Nordamerikaner als neue Kolonial-herren auf, die die Schwarzen in die Sklaverei trieben und die Insel ihrem Schicksal überließen.

Das später bei afroamerikanischen Autoren wie Rosa Guy oder Lorenz Graham auftauchende Leit-motiv der Diaspora klingt bereits bei B. und Hughes an: die Haitianer sehen sich als Nachfahren der aus Afrika verschleppten Sklaven und bemühen sich, eine eigenständige Kultur und Sprache zu bewah-ren. Diese Präfiguration des Gedankens der afro-amerikanischen Diaspora verbindet sich bei diesem Buch mit der Forderung nach einem Internationa-lismus oder »Pan-Afrikanismus«. Seit 1918 fanden, initiiert durch W(illiam) E(dward) B(urghardt) Du Bois regelmäßig panafrikanische Kongresse statt, die zur Stabilisierung der kulturellen und politi-schen Identität der schwarzen Bevölkerung in Ame-rika beitragen sollten.

Zugleich stellt das Buch auch eine Anklage gegen die sozialen Mißverhältnisse auf Haiti dar, wo eine reiche Mulatten-Elite sich an den Pfründen berei-chert, während die restliche Bevölkerung in äußer-ster Armut lebt. Auf Raten des Verlages entschärf-ten die Autoren jedoch ihre Kritik (u. a. werden die reichen Mulatten nicht mehr erwähnt), so daß sich Anspielungen auf soziale Probleme dem Text nur indirekt entnehmen lassen. Popo und Fifina gehö-ren ebenfalls zur Klasse der Ärmsten, den soge-nannten Leuten »ohne Schuhe«, aus deren Perspek-tive das Geschehen geschildert wird. Landflucht, Arbeitslosigkeit, Kinderarbeit, Hunger, Slums, feh-lende Schulbildung werden als Folgen einer Gesell-schaft, in der sich wenige Mitglieder der

Ober-schicht auf Kosten der Mehrheit bereichern, darge-stellt. Ein Ausweg aus der Misere wird in der Besinnung auf die eigene Geschichte und in der Be-rufsausbildung des Jungen zumindest angedeutet.

Dem Elend wird die Solidarität innerhalb der Groß-familie und die Kooperation zwischen den Fischern gegenübergestellt. Ein weiteres gesellschaftliches Problem stellt das Nebeneinander von Christentum und afroamerikanischen Religionsrichtungen dar.

Während der Sohn des fast schon wohlhabenden Onkels an der Kommunionsfeier teilnimmt, ist der Großteil der Dorf- und Stadtbevölkerung noch von afrikanischen Stammesreligionen und -riten ge-prägt. Mit dem steifen und würdevoll-pietistischen Kommunionsfest konstrastiert die Ausgelassenheit und Fröhlichkeit der Voodootänzer. Humorvolle Szenen wechseln mit tiefsinnigen Dialogen ab, in denen die Erwachsenen die Kinder an ihren Gedan-ken und philosophischen Reflexionen teilhaben lassen.

Rezeption: Die bekannte Literaturkritikerin Anne Thaxter Eaton lobte in der New York Times die Ein-fachheit und Klarheit der Geschichte und des Stils.

In einer Zeit, als das Interesse der weißen Bevölke-rung an der afroamerikanischen Kultur im Zuge der Harlem Renaissance erwachte, fand auch dieses Kinderbuch großen Zuspruch. In den 40er Jahren kam sogar der Gedanke auf, das Kinderbuch als Le-sebuch für haitianische Schulkinder zu edieren;

dieser Plan zerschlug sich jedoch (Nichols 1980). B.

selbst befaßte sich weiterhin mit der Kinderlitera-tur; außer mit Langston Hughes verfaßte B. noch mehrere Kinderbücher in Zusammenarbeit mit Jack Conroy. Die afroamerikanischen Kinderbuchauto-ren → Virginia Hamilton, Rosa Guy, Lorenz Gra-ham, Walter Dean Myers und→ Mildred Taylor be-zogen sich ausdrücklich auf B. als Vorbild für ihr eigenes Schaffen und setzten die in Popo and Fifina erfolgte Verbindung von Internationalismus und afroamerikanischer Diaspora fort (Harris 1990).

Trotz dieser Tiefenwirkung blieb das Werk nur knapp 20 Jahre im Buchhandel erhältlich. Erst im Zuge der Wiederentdeckung der frühen afroameri-kanischen Kinderliteratur Ende der 80er Jahre wurde man wieder auf das Meisterwerk von B. und Hughes aufmerksam, das 1995 in einer Klassikedi-tion, betreut von Iona und Peter Opie, bei Oxford University Press erschien. Bisher wurde das Buch nur ins Französische und Tschechische übersetzt.

Ausgaben: New York 1932. – New York 1995.

Werke: You Can’t Pet a Possum. 1934. – Sad-Faced Boy. 1937. – Golden Slippers: An Anthology of Negro Poetry for Young Readers. 1941. – The Fast Sooner Hound. 1942 (mit Jack Conroy). – They Seek a City. 1945 Bontemps, Arna/Hughes, Langston